Julane und Keith Davis: Kein Sonderwunsch...

Foto: Goliath Casket

...bleibt unerfüllt.

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Das Ehepaar hat sich darauf spezialisiert, containerähnliche Kisten aus Stahlblech zu schweißen, die Schwergewichte über 300 und bis zu 500 Kilo aufnehmen können

Foto: Goliath Casket
Die monströsen Särge ähneln eher einem rechteckigen Kasten, weil die typische Form in dieser Größe nicht mehr gebaut werden kann. In den 90er Jahren verkaufte Keith Davis von "Goliath Casket" gerade mal einen dieser Riesen- Behältnisse pro Jahr. Mittlerweile produziert der US-Sargbauer in der selben Zeit 200 XXL-Exemplare.

Das Problem der Fettleibigkeit in den USA hat epidemische Ausmaße angenommen: Zwei Drittel der Erwachsenen und 25 Millionen Kinder sind laut der jährlich erscheinenden Studie "F wie Fett" übergewichtig. Kaum verwunderlich, dass die Sorgen der dicken Amerikaner für findige Unternehmen zunehmend zum "Big Business" werden. Mit der Kundschaft wächst das Angebot an "oversized Produkten".

Eine Entwicklung, die auch dem Unternehmer Bill Fabrey, mit einer Körpergröße von 1,75 Metern und einem Gewicht von 100 Kilo, selbst recht füllig, jedes Jahr mehr Kunden beschert. Mit seinem 1988 gegründeten Unternehmen "Amplestuff" in Bearsville (US-Bundesstaat New York) lässt der gelernte Elektroingenieur keine Wünsche offen. Alles um ein paar Nummern größer eben: XXL-Regenschirme (27,95 $), übergroße Kleiderbügel (von 8,95 $ bis 18,95 $), Stühle in Triple X (die teuerste Anfertigung um 169,50 $), Spitalsnachthemden (39,95 $), oder fahrbare Untersätze, die die zusätzlichen Kilos bequem transportieren können. Weiters im Angebot: Ein Mini-Lenkrad für das Auto, falls Dicke nicht mehr hinter das Standard-Steuer passen sollten, als Ausstiegshilfe gibt es den Leg-Lifter (bis zu 32,95 $), eine blaue Stoffschlinge zum Anheben des Beines. Der absolute Verkaufsschlager aber ist der "Ample-Sponge" (19,95 $), ein an einem langen Plastikstab befestigter Schwamm, den Fettleibige für schwer erreichbare Körperstellen beim Waschen benutzen können.

Der Tod in Übergröße

Für die bequeme letzte Ruhestätte sorgt das schon erwähnte Unternehmen "Goliath Casket" in Lynn im US-Bundesstaat Indiana. Die Sargtischler Keith und Julane Davis haben sich darauf spezialisiert, containerähnliche Kisten aus Stahlblech zu schweißen, die Schwergewichte über 300 und bis zu 500 Kilo aufnehmen können. Statt der üblichen 61 Zentimeter sind die XXL-Erdmöbel bis zu 130 Zentimeter breit. Zusätzlich arbeitet der Familienbetrieb mit metallverstärkten Innenrahmen, doppelt gesicherten Böden und zusätzlichen Griffen an den Seiten, die ein Gewicht von mehr als sechs Zentnern halten. Ein lohnendes Geschäft, denn der Absatz lege Jahr um Jahr um ein Fünftel zu, so Keith Davis.

Würde neben fetten Gewinnen

"Dicke Menschen sind keine fröhliche Masse", so Davis weiter. Ihre Beerdigung erfordere ganz spezielle Herausforderungen, denen "Goliath Casket" gerecht werden wolle. "Krematorien sind meistens zu klein, um eine Einäscherung vorzunehmen, die gängigen Leichenwägen nicht darauf ausgerichtet, die schweren Särge zu transportieren." Sein Unternehmen will vor allem die Würde im Vordergrund sehen und nicht den "Schock-Faktor", wie Davis es nennt: "Ich erinnere mich an den Fall eines Mannes in Alaska, dessen Sarg mit einem Gabelstapler aus der Wohnung gehievt wurde." Dinge, die er und seine Frau den Angehörigen der Verstorbenen ersparen möchte.

Begonnen hat alles 1985 in einer Schweinescheune. Laut Familienchronik soll sein Vater, Forrest Davis, nach jahrzehntelanger Arbeit als Schweißer eines schönen Tages - einer Erleuchtung gleich - verkündet haben: "Jungs, ich gehe nun nach Hause und baue Särge in Übergröße, in die ihr eure eigene Mutter mit Stolz betten würdet." Sprach's und legte damit den Grundstein für einen florierenden Betrieb. Heute bietet das Unternehmen drei Varianten von Särgen an (Harvest style, Heartland style und Homestead) und lässt bei Sonderaufträgen kaum Wünsche offen. Produziert wird zum Großteil immer noch in Handfertigung. Davis: "Wir sind die einzigen, die nicht nur in die Breite, sondern auch in die Tiefe bauen. Inklusive gewölbtem Kopfdeckel."

Der Preis liegt laut Davis nicht höher als für jeden anderen qualitativ hochwertigen Sarg. Die wahren Kosten würden durch andere Umstände verursacht. "Sie müssen sich vorstellen, dass für einen derartigen Sarg häufig zwei, manchmal sogar drei Grabstätten gemietet und eigene Transportmittel gefunden werden müssen." (Sigrid Schamall, derStandard.at, 20.11.2007)