London - Zum ersten Mal weisen aktuellen Aids-Daten auch ermutigende Details auf: Die Zahl der mit HIV infizierten Menschen ist nach offiziellen Zahlen vom Dienstag von fast 40 Millionen 2006 auf 33,2 Millionen gesunken - doch der Rückgang dürfte vor allem auf die Bereinigung von früheren, überhöhten Schätzungen zurückzuführen sein. Wirklich interessant ist, dass es erstmals einen Rückgang bei der weltweiten Zahl der Aids-Toten gebe, erklärte der Leiter des HIV-Programms der Weltgesundheitsorganisation WHO, Kevin De Cock.

Die Weltgesundheitsorganisation und UNAIDS stellen ihren jährlichen Aids-Bericht vor. Der deutliche Rückgang geht unter anderem auf Indien zurück, wo sich die Behördenangaben in diesem Jahr über die Zahl der Infizierten von rund sechs Millionen auf drei Millionen halbierten, sowie auf neue Daten aus den afrikanischen Staaten südlich der Sahara. Die Zahl der jährlichen Neuinfektionen wird mit 2,5 Millionen angegeben, vor einigen Jahren waren es noch doppelt so viele.

Verantwortungsvolleres Sexualverhalten

Positiver Lichtblick: In Ländern in Afrika wie die Elfenbeinküste, Kenia und Simbabwe geht der Anteil der Infizierten an der gesamten Bevölkerung zurück. Grund dürfte ein verantwortungsvolleres Sexualverhalten sein, so der Bericht. Auch in den asiatischen Ländern Thailand, Kambodscha und Birma gibt es einen Rückgang bei den Infizierten. In Vietnam und Indonesien wird es jedoch einen Anstieg geben.

Derzeit leben weltweit 15,4 Millionen Frauen mit dem Virus. Das sind um 1,6 Millionen mehr als die 13,8 Millionen aus dem Jahr 2001. Allein in den afrikanischen Staaten südlich der Sahara sind 61 Prozent der mit HIV infizierten Bevölkerung Frauen. In der Karibik beträgt dieser Anteil 43 Prozent. Die Zahl der infizierten Männer stieg ebenfalls: von 13,7 Millionen (2001) auf 15,4 Millionen (2007).

Auch die Zahl der Kinder unter 15 Jahren, die das Virus in sich tragen, hat sich in den vergangenen Jahren erhöht. 2001 waren es noch 1,5 Millionen, 2007 sind es bereits um eine Million mehr. Die gute Nachricht: Heuer haben sich weniger Kinder (420.000) mit der Krankheit angesteckt als 2001 (460.000). Auch könnte die Zahl der Todesfälle sinken: Nach einem Anstieg (2001: 330.000, 2005: 360.000) könnten heuer nach Schätzungen nur mehr 330.000 tote Kinder zu beklagen sein. Rund 90 Prozent aller HIV-positiver Kinder leben in den afrikanischen Staaten südlich der Sahara.

"Ermutigende Punkte in den Daten"

Die Vereinten Nationen erklärten dazu, es seien Fortschritte bei der Bekämpfung der Immunschwäche gemacht worden. "Es gibt einige ermutigende Punkte in den Daten", sagte De Cock. Die sinkenden Zahlen zeigten, dass einige der UNO-Strategien im Kampf gegen Aids griffen.

Dagegen erklärten Kritiker wie der Epidemiologe Jim Chin von der Berkeley-Universität, die Bereinigung der überhöhten Zahlen sei einfach überfällig gewesen, und es sei unklar, ob der Rückgang etwas über den Erfolg der Anti-Aids-Kampagnen aussage. (APA/red)