Dann wurde Udo Zimmermann Intendant und machte Leipzig für einige Zeit zu einem der ambitioniertesten Opernstandorte. Beim Versuch seines Nachfolgers Henri Maier, das dabei verlorene Publikum wieder zurückzuholen, versank das Haus allerdings in der Durchschnittlichkeit. Weit entfernt von künstlerischer Auffälligkeit brachte es die Oper in jüngster Zeit wieder in die Schlagzeilen, als sich die Stadt 2005 dazu entschloss, Riccardo Chailly an die Spitze des Gewandhausorchesters zu verpflichten.
Dieser renommierte Klangkörper bespielt nicht nur sein eigenes Haus, sondern auch die Oper. Es galt daher als Coup, Chailly gleichzeitig zum musikalischen Chef der Oper zu machen. Doch wenn man lieber in Mailand den Ton angeben als in Leipzig den Takt schlagen will, dann kommt eben in zwei Jahren nicht mehr zustande als ein Maskenball. Zweimal wollte das keiner sehen, was bei der Wiederaufnahme vor ziemlich gelichteten Reihen zur Verstimmung beim Maestro geführt haben soll.
Interimsintendant
Eine Glanzleistung freilich war es, Maier erst zu verlängern, um ihn dann, kurz darauf, kostenintensiv vor die Tür zu setzten. Jetzt hat die Oper mit Alexander von Maravic lediglich einen Interimsintendanten. Für die Geburtsstadt Richard Wagners wohl nicht die glücklichste Möglichkeit, auf das Jubiläumsjahr 2013 zuzumarschieren … Zur Wiedereröffnung gab es jetzt schon einmal Rienzi. Dem Grand-Opera-Versuch zwischen Jugendwurf und -sünde traute man aber so wenig über den Weg, dass man ihn gleich um ein Drittel zusammengestrichen hat. Doch in der Inszenierung von Nicolas Joel zogen sich auch die verbliebenen vier Stunden brutto ziemlich in die Länge. Eine typische Regie-Unverbindlichkeit im Stile der letzten Jahre: stört nicht weiter, aber langweilt.
Ein Bühnenkasten mit einem Stadtplan Roms als Zwischenvorhang und auf dem Boden der Drehbühne (Ausstattung: Andreas Reinhardt). Dann die Rom-Highlights als Holzmodell in Schulterhöhe. Natürlich züngeln aus dem Kapitol am Ende die Flammen. Aber einen Bezug zur Rezeptionsgeschichte oder in die politische Verbindlichkeit gibt es nicht. Ansonsten herrscht Mafia-Look vor. Es gibt ein paar Andeutungen über den Mechanismus von Macht und Manipulation, den der Aufsteiger Rienzi nutzt und dem er zum Opfer fällt, und ein bisschen Dampf. Umrahmt von ungelenken Auf- und Abmärschen erinnern vor allem Rampe und Tableau ironiefrei an die Grand Opéra.
Kapellmeister Axel Kober ging es am Pult mehr um Akkuratesse als Delikatesse. Musikalisch also kein überzeugendes Plädoyer für dieses Frühwerk. Stefan Vinke sah als Tribun etwas nach entsprungenem Lohengrin aus und sang auch so ähnlich. Ziemlich einfarbig und undifferenziert, aber immerhin mit Kondition, die auch noch für das berühmte Schlussgebet reichte. Die Frauen (Marika Schönberg als Irene und Elena Zhidkova als Adriano) konnten da schon eher überzeugen. Vor allem aber der aufgerüstete Chor machte Furore! Wenn man tatsächlich bis 2013 Wagners Hauptwerke ins Repertoire hieven will, dann kann es nur noch aufwärts gehen.