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Foto: APA/dpa/Roland Weihrauch
Viele Studien zeigen, dass die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen noch immer weit geöffnet ist. Es war also kein überraschendes Ergebnis, als sich das auch in unserer Studie zeigte. Überraschend waren aber das Ausmaß und der Grund dafür. Im Berufsverlauf zeigt sich, dass Männer ab dem dritten Jahr aufsteigen. Frauen bleiben zurück. Ihr Gehalt stagniert. Für den Unterschied könnte sich Frau nach zehn Jahren mindestens fünf Kleinwagen leisten.

Fragen

Bei der Suche nach Gründen drängen sich einige Fragen auf. Waren die Männer höher qualifiziert? Die Antwort: nein. Waren sie führungsmotivierter, leistungsorientierter, mehr an Karriere interessiert? Waren sie schlitzohriger, größere Angeber, bessere Networker? Nein - diese Gründe konnten ebenfalls ausgeschlossen werden. Kamen die Männer aus der "Oberschicht"? War ihnen die Führungsrolle in die Wiege gelegt worden? Nein, auch hier haben wir auf Gleichheit geachtet.

Mehr als 20 mögliche Gründe wurden bereits vor der Studie ausgeschlossen. Untersucht wurden nur Frauen und Männer, die sich in ihren beruflichen Startbedingungen perfekt glichen. Was passierte nach dem Berufseinstieg?

Einige gründeten eine Familie, einige Frauen bekamen ein Kind und blieben daheim. Ist das der Grund für die Gehaltsverluste? Ist es so, dass, solange Frau die Kinder bekommt, sie auch auf Karriere verzichten muss? Interessanterweise zeigte sich, dass sich kaum etwas ändert, wenn die Frauen mit Karenz aus der Berechnung herausgenommen werden. Die Gehaltsunterschiede verringern sich um ein Drittel - aber zwei Drittel bleiben bestehen.

Bedrückend

Was bleibt als Erklärung übrig? Teilzeitarbeit? Vielleicht arbeiten die Männer ja mehr? Aber auch da: Fehlanzeige. Die bedrückende Antwort auf die Frage nach den Gründen für den Gehaltsunterschied lautet: Geschlecht. Männer verdienen mehr - nicht weil sie mehr leisten, mehr können oder höher motiviert wären, sondern weil sie Männer sind. Und Frauen haben weniger Erfolg, weil sie Frauen sind.

Mag sein, dass heute kaum mehr offene Diskriminierung beobachtet werden kann - aber echte Gleichberechtigung auch nicht.(Guido Strunk*, DER STANDARD, Printausgabe, 17./18.11.2007)