Bonn - Jene Staaten, die das Kyoto-Protokoll unterzeichnet haben, werden ihr gemeinsames Emissionsziel bis 2012 voraussichtlich erreichen. Die 36 Staaten, die ihren Treibhausgasausstoß im Vergleich zu 1990 um fünf Prozent senken wollten, könnten sogar 10,8 Prozent schaffen, wie das UN-Klimasekretariat UNFCCC am Dienstag in Bonn mitteilte.

Insgesamt gestiegen

Allerdings zeigten neueste Zahlen auch, dass die Treibhausgas-Emissionen aller Industrieländer bis 2005 weiter gestiegen seien - und zwar "in einer besorgniserregenden Weise", wie UNFCCC-Chef Yvo de Boer sagte. Man habe "beinahe" einen neuen Höchststand erreicht. Als Grund nannte er vor allem den stark gestiegenen Treibhausgas-Ausstoß in den Ländern der früheren Sowjetunion.

Deutschland schaffte bis zum Jahr 2005 laut UNFCCC-Statistik eine Emissionsreduzierung um 18,4 Prozent und ist damit auf dem Weg, sein 21-Prozent-Ziel zu erreichen oder sogar zu übertreffen. Für die Zeit nach Kyoto hat die Bundesregierung das Ziel einer Senkung um 40 Prozent ausgegeben.

Einzelne Staaten steigerten ihren Treibhausgas-Ausstoß

Zahlreiche Industrieländer haben ihren Treibhausgas-Ausstoß zwischen 1990 und 2005 allerdings deutlich erhöht. So stiegen etwa die Emissionen in Spanien in den ersten 15 Jahren des Abkommens um 53,3 Prozent. Eigentlich hatte sich Spanien verpflichtet, seinen Ausstoß um nicht mehr als 15 Prozent zu erhöhen. In Österreich gab es 2005 laut dem letzten Fortschrittsbericht des Umweltbundesamtes 2005 ein Plus von 18 Prozent, verpflichtend ist ein Minus von 13 Prozent.

Hohe Zuwachsraten gibt es auch in den Kyoto-Unterzeichner-Staaten Portugal (42,8 Prozent) und Griechenland (26,6). Die USA, die sich gegen das Kyoto-Abkommen sperrten, erhöhten ihren Ausstoß zwischen 1990 und 2005 um 16,3 Prozent.

Afrika fordert mehr Unterstützung

Unterdessen haben die Länder des Mittelmeerraums und Afrikas mehr Unterstützung beim Kampf gegen den Klimawandel gefordert. Neue Technologien, Frühwarnsysteme und eine Anpassung der Infrastruktur seien notwendig, um den Folgen des Klimawandels zu begegnen. Dies ist das Ergebnis einer dreitägigen Konferenz der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC), die am Dienstag in Tunis endete.

Etwa 500 Regierungsmitglieder und Experten aus 34 Ländern nahmen an den Beratungen teil. Die Ergebnisse sollen auf der am 3. Dezember beginnenden Konferenz im indonesischen Bali vorgestellt werden.

Afrika gehört nach Ansicht von Klimaforschern zu den Regionen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, aber besonders stark unter den Folgen leiden werden. So ist in den vergangenen Jahren der Wasserspiegel im Tschad- und im Viktoria-See beträchtlich gesunken. Auf dem Kilimandscharo schmilzt die Eiskappe allmählich ab. Manche Experten bringen auch Konflikte wie in der wasserarmen Darfur-Region im Sudan mit dem Klimawandel in Verbindung. (APA/red)