Im "Natura 2000"-Gebiet Walterskirchen am Wörthersee wurde massiv geschlägert, naturschutzrechtliche Auflagen wurden missachtet", kritisieren Naturschützer.

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Klagenfurt - Dieser Prozess könnte erhebliche Folgewirkungen für den Kärntner Naturschutz haben: Am Dienstag stand Wilfried Franz, Mitglied des Naturschutzbeirates, vor dem Zivilrichter am Landesgericht Klagenfurt. Der Eigentümer der unter Naturschutz stehenden Wörthersee-Halbinsel Walterskirchen, Hans Tilly, hatte den streitbaren Naturexperten verklagt. Wegen eines Zeitungsinterviews im Jahre 2004, in dem sich Franz kritisch über die Pläne des Holzindustriellen geäußert hatte, anstelle der alten Gebäude eine neue Hofstelle samt Bürotrakt auf dem "Natura 2000"-Gebiet zu errichten.

Grundtausch gegen eine Baubewilligung

Einen damals von Tilly dem Land Kärnten angebotenen Grundtausch gegen eine Baubewilligung hatte Wilfried Franz "als unmoralisches Angebot" bezeichnet und Tilly massive Schlägerungen weit über die naturschutzrechtlichen Auflagen hinaus vorgeworfen. Tilly forderte Unterlassung, Widerruf und Urteilsveröffentlichung bei einem ursprünglichen Streitwert von 30.000 Euro, der im Zuge der Verhandlung auf knapp 20.000 herabgesetzt wurde, also immer noch existenzbedrohend für den pensionierten Biologie-Professor. Ähnlich erging es auch Franz' Mitstreiter im Naturschutzbeirat, Björn Zedrosser, Chef des Kärntner Alpenvereins, dessen Prozess für Mitte Dezember angesetzt ist.

Warum hat Tilly die beiden Naturschutzexperten ausgerechnet jetzt geklagt, obwohl der Klagsgrund drei Jahre zurückliegt? Für Franz-Verteidiger Gernot Murko ist klar: "Es geht um das Mundtotmachen von kritischen Experten, die sich kein Blatt vor den Mund nehmen." Durch die Klagen würden zwei Naturschützer aus dem fünfköpfigen Beirat herausgeschossen, die dann wegen der Prozesse in der Causa Walterskirchen für alle Zeit "befangen" gewesen wären. Das bestätigt auch Tillys Anwalt in einem Schreiben an Naturschutzlandesrat Uwe Scheuch (BZÖ).

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Der mächtige "Holzbaron", der tausende Hektar Wald besitzt und eine Fabrik für Naturholz-Platten und Möbel betreibt, sieht seinen Ruf "beschädigt: "Ich bin doch kein Umweltrambo", so Tilly zum Standard : "Wenn man so ein Image verpasst bekommt, kann man auf Walterskirchen überhaupt nie mehr irgendetwas machen".

Nach heftigen Diskussionen um Schlägerungen auf Walterskirchen, von denen etwa 1100 Bäume, darunter ein seltener 200-jähriger Föhrenbestand, betroffen waren, hatte die Gemeinde Krumpendorf den Umwidmungsantrag Tillys für den Neubau der Hofgebäude abgelehnt.

Das seit 1953 unter Schutz stehende Naturjuwel kommt also nicht zur Ruhe. Das in der NS-Zeit an einen Klagenfurter Gestapokommandanten überschriebene Gut brachte dessen Witwe später in eine Stiftung zugunsten armer Kinder ein. 1997 wollte es Franz Stronach kaufen und ein Hotel errichten. Schließlich erwarb es Tilly um kolportierte 6,5 Millionen Euro.

Das Urteil wird schriftlich ergehen. Zu klären ist, ob Franz das Interview als Naturschutzbeirat oder als Privatmann gegeben hat. Im ersten Fall ginge Tillys Rufschädigungs-Begehren ins Leere, er müsste dann Amtshaftung einklagen. (Elisabeth Steiner/DER STANDARD, Printausgabe, 21.11.2007)