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Japaner und Ausländer protestierten vergeblich gegen die Erfassung der Fingerabdrücke von Einreisenden.

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Trotz massiver vorangegangener Proteste hat die japanische Regierung die biometrische Erfassung von Ausländern eingeführt. Nach dem Vorbild der USA müssen seit Wochenbeginn einreisende Ausländer zwei Fingerabdrücke abgeben und sich fotografieren lassen. Ausgenommen sind nur einige Gruppen mit Sonderstatus, wie koreanische Staatsbürger, die schon seit Jahrzehnten in Japan leben, nicht aber andere Ausländer mit befristeten oder dauerhaften Aufenthaltsgenehmigungen.

Die Zwangserfassung soll einen Beitrag zur Bekämpfung des Terrorismus leisten. Die erfassten Daten werden 70 Jahre lang gespeichert und Vermutungen von Experten zufolge mit anderen Regierungen ausgetauscht. Barry Steinhardt, Direktor der American Civil Liberties Union, warnt daher: "Es gibt, angeführt von den USA, Bemühungen, die Bewegung von Menschen weltweit zu verfolgen."

Die Entwicklung begann 2001, nach den Terroranschlägen auf die USA, mit der Schaffung eines weltweit standardisierten elektronischen Passes. Als eines der ersten Länder führte Deutschland am 1. November diesen Pass ein. Seither werden in Deutschland in einem in den Pass eingearbeiteten Chip neben personenbezogenen Daten auch der Abdruck eines Fingers und ein Bild des Besitzers gespeichert. Österreich will mit der Einführung solcher Maßnahmen noch zuwarten.

"Sorgen wegen USA"

Die biometrische Erfassung in Japan ist allerdings noch auf Ausländer beschränkt. Dennoch protestieren bereits japanische Bürgergruppen. "Die Maßnahme verstößt gegen die Menschenrechte", sagt Makoto Teranaka, Generalsekretär von Amnesty International Japan, und erläutert seine Bedenken, "wir sorgen uns, dass Japan die Daten mit den USA teilt und so ein kombiniertes System geschaffen wird."

Teranaka befürchtet, dass die Regierung mit dem Hinweis auf den internationalen Trend den Widerstand der Japaner gegen behördliche Erfassung zerschlägt. Mit Erfolg hatten sie sich vor einigen Jahren gegen die Einführung eines Personalausweises gewehrt. In Japan dienen der Führerschein oder andere Karten als Identitätsnachweis.

Auch die in Japan lebenden Ausländer protestierten, weil sie neben dem Eingriff in die Privatsphäre längere Wartezeiten bei der Einreise befürchteten. Denn, statt sich wie bisher an den Schaltern für Japaner anstellen zu dürfen, hätten sie sich in die langen Schlangen der Touristen einordnen müssen. Die Regierung reagierte zumindest auf diese Sorgen. Ausländer mit Aufenthaltsgenehmigung können nun ihre Fingerabdrücke und Fotos speichern lassen und bei der Einreise automatisierte Schalter benutzen. (Martin Kölling aus Tokio/Der Standard, Printausgabe, 21.11.2007)