Die meisten Demonstranten nahmen direkt den Staatspräsidenten ins Visier. „Sarkozy 200 Prozent Erhöhung – Altersminimum 1,1 Prozent Erhöhung“, hieß es auf einem Spruchband gegen seine jüngste Salär-Aufstockung. Sarkozy hatte den Wahlkampf vor allem mit dem Slogan „Mehr arbeiten, um mehr zu verdienen“ gewonnen. Der versprochene Kaufkraftgewinn lässt aber auf sich warten. Deshalb erkennen sich laut Umfragen 53 Prozent der Franzosen in den Lohnanliegen der Beamten und drücken ihnen ihre Sympathie aus.
Kaufkraft stärken
Sarkozy bereitet deshalb Maßnahmen vor, welche die Kaufkraft der Bevölkerung stärken sollen. Eventuell will er den 13. Monatslohn von Unternehmensabgaben oder von der Einkommenssteuer befreien. Diese Beschlüsse will er bekannt geben, sobald der Eisenbahnstreik beendet ist. Dieser ist im Unterschied zu den Lohnanliegen der Beamten sehr unpopulär. Die Eisenbahner beharren auf Pensionsprivilegien, die nach Meinung der meisten Franzosen nicht mehr zeitgemäß sind. Vor allem Vorstadt-Pendler leiden stark unter den Verkehrsblockaden. Auf den überfüllten Wartequais der Pariser Bahnhöfe versuchen mittlerweile 800 Polizisten, entnervte Passagiere zu beruhigen und Keilereien beim Einsteigen zu verhindern. Bisher kam es zu vierzig Unfällen, doppelt so viel wie in „normalen“ Zeiten. Sarkozy ergriff gestern erstmals seit Streikbeginn direkt das Wort. Er rief die Eisenbahner auf, an die Arbeit zurückzukehren. „Man muss wissen, einen Streik zu beenden“, meinte er in betont festem Ton und bekräftigte, er halte an seiner Reform der Eisenbahner-Pensionen fest. Diese werden an diejenigen der Beamten angeglichen und erfordern nicht mehr nur 37,5, sondern 40 Beitragsjahre.