Mailand/Paris - Der Streik am Mailänder Opernhaus "La Scala" zieht Kreise: Die Gewerkschaften haben zu Wochenmitte Protestaktionen aller italienischen Opernhäuser angekündigt. In den nächsten Tagen werden Aufführungen in Genua und Florenz abgesagt. Am 2. Dezember ist ein Streik sämtlicher Opernorchester vorgesehen. Als Grund für den Aufstand wird die Erneuerung des 2005 abgelaufenen Kollektivvertrags genannt. Auch seien die Sicherheitsbedingungen in zahlreichen Opernhäusern prekär.
Die Erneuerung des Kollektivvertrags würde bis zu 15 Mio. Euro kosten. Das Haushaltsgesetz 2008 sieht insgesamt 50 Millionen Euro vor, um die defizitären italienischen Häuser zu sanieren.
Der Protest geht von Mailand aus, wo die Belegschaft der Scala bereits seit gut einer Woche streikt. Generalintendant Stéphane Lissner ist es bisher nicht gelungen, einen Kompromiss mit den Gewerkschaften zu finden.
Tatsache ist, dass die Gehälter an der Scala wesentlich höher sind als im übrigen Italien.
"Wir haben bis zu 270 Aufführungen im Jahr und eine internationale Verantwortung, die sonst niemand in Italien trägt", rechtfertigt Lissner die Diskrepanz. Nun fordert die Scala-Belegschaft aber eine Aufstockung der Sonderzulagen, weil die Arbeitsbelastung durch mehr Aufführungen gestiegen sei.
Nach einem sechstägigen Streik Ende Oktober werden auch in Paris die Staatsopernhäuser seit der Vorwoche von mehreren Gewerkschaften bestreikt, die gegen die Aufhebung der Spezialregelungen im Rahmen der Pensionsreform protestieren. Insgesamt mussten bis Montag 13 Aufführungen abgesagt werden, darunter die Wiederaufnahme von Tschaikowskys Nussknacker in der Choreografie von Rudolf Nurejew. Als Entschädigung bekommen die Besucher im Dezember eine DVD. Der Streik verursachte bereits einen Verlust beim Kartenverkauf von 2,5 Millionen Euro. Die Weiterführung des Streiks wird von Tag zu Tag neu beschlossen. (Thesy Kness-Bastaroli und Olga Grimm-Weissert aus Mailand und Paris, DER STANDARD Printausgabe 21.11.2007)