Budapest - In Ungarn streiken heute, Mittwoch, Eisenbahner, Busfahrer und Lehrer. Zusätzlich haben die Gewerkschaften für den Nachmittag zu einer Großkundgebung auf dem Budapester Parlamentsplatz aufgerufen, bei der allgemein gegen die Sparpolitik der sozialistisch-liberalen Regierung protestiert werden soll. Ein Verkehrschaos scheint programmiert.

István Gaskó, Vorsitzender des Liga-Gewerkschaftsbundes, betonte, die Streiks seien frei von Parteipolitik. Der Kampf gegen private Krankenversicherungen und für ein berechenbares Rentensystem sei von "gesamtgesellschaftlichem Interesse".

Auslöser der Streikwelle sind die Eisenbahner. Sie wollten den Schienenverkehr am Vormittag sechs Stunden lang zum Stehen bringen - aus Protest gegen die geplante Stilllegung wenig befahrener, als unrentabel geltender Strecken. Die Eisenbahner blieben bei ihrem Streikvorhaben, obwohl die Regierung zuletzt eingelenkt hatte: Von den 38 Regionalstrecken sollten 26 ein Jahr lang nach dem bisherigen Fahrplan befahren werden, bei zwölf übrigen soll der Verkehr reduziert werden. Dies betrachtet die Gewerkschaft nicht als ausreichende Garantie für das Überleben dieser Strecken.

Das Wirtschaftsministerium hatte die 268 betroffenen Gemeinden befragt und nur von 75 ein Votum für Bahn-Stilllegungen bekommen. Die Lehrer und Busfahrer streiken aus Solidarität mit den Eisenbahnern. (Kathrin Lauer aus Budapest, DER STANDARD Printausgabe 21.11.2007)