Arat (16) ist schon als Kind aus dem Irak in den Wiener Gemeinde-bau gezogen.

Foto: Der Standard/ Christian Fischer

Immer mehr Jungfamilien entdecken Kleingartensiedlungen am Stadtrand für sich.

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Am Wienerberg bewohnt Jusstudent Daniel Raffling das 33. von 34 Stockwerken.

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Alex pendelt vom 22. Bezirk in die Innenstadt. Er freut sich auf den U2-Ausbau.

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"Friedlich, aber auch langweilig"

"Ich fühle mich als kurdischer Wiener." Der 16-jährige Gymnasiast Arat Raschid lebt mit seiner Famile im Gemeindebau. Im Nordirak geboren, lebt Arat seit frühester Kindheit in Wien. Auch viele seiner Nachbarn – beziehungsweise deren Eltern – sind woanders geboren, beinahe die Hälfte der Hausbewohner seien Migranten, erzählt er. Von Problemen untereinander bekomme er allerdings nichts zu spüren.

"Es ist hier friedlich, aber auch langweilig", klagt er. Deshalb ist Arat ständig unterwegs. Mit Freunden "hängt er auf der Straße ab", bevorzugt auf der Meidlinger Hauptstraße, "weil‘s dort die besten Shisha Lokale gibt." Für seine Zukunft wünscht er sich die Matura und eine Familie. Seine Kinder sollen auch hier leben, allerdings stört ihn an Wien auch einiges. "Ich wünsche mir weniger Einwanderer und die, die da sind, sollen sich besser integrieren. Zu wenig Integration stört in einer Gesellschaft." (Ana Marija Cvitic/Der Standard, Printausgabe, 21.11.2007)

Hinter uns die Brandung

"Dort ist die Stadt, und hier ist fast Land", beschreibt Sabine König (31) die Kleingartensiedlung Groß Jedlersdorf in Floridsdorf. Dank Lärmschutzwand erinnert hier nur fernes Brandungsrauschen ans Tosen der Brünnerstraße. Zusammen mit ihrem Mann Thomas Häusler (37) und Tochter Melanie (6) wohnt König hier seit April 2007.

Neben Pensionisten zögen verstärkt jüngere Familien hierher, sagt sie, "der Vorteil eines Gartens" werde generationsübergreifend geschätzt. Die Beziehungen im Kollektiv seien entspannt, betreffe es nun das Verhältnis zu den Nachbarn oder die Vereins-Vorgaben: "Der Rasen muss nicht im rechten Winkel sein".

Jeden August findet das "Lichterfest" statt, wobei die Gärten möglichst leuchtend dekoriert und Bekannte und Verwandte eingeladen werden.Ein nochmaliger Umzug ist für beide ausgeschlossen, im Falle eines Lottogewinns jedoch wäre "Karibik oder so" eine Option. (Konstantin Teske/Der Standard, Printausgabe, 21.11.2007)

Vom Rand aus über die Stadt schauen

"Die ganze Stadt liegt uns zu Füßen", schwärmt Daniel Raffling von seiner Wohnung am Wienerberg, in der er mit seinem Bruder lebt. Die Zwillinge aus Mödling hatten eigentlich nie vor, nach Wien zu ziehen, doch der Blick aus dem 33. Stock hat die beiden überzeugt. Weil man von hier aus vom Stephansdom bis zum Kahlenberg sieht, kauften sich die beiden kurzerhand die Wohnung in Favoriten.

Was dem 23-jährigen Jus-Studenten am zehnten Bezirk gefällt, ist, dass er "ein Randbezirk ist, direkt im Grünen". In einer geschlossenen Siedlung zu leben, kann er sich nicht vorstellen. Für den Sportfan ist die Gegend perfekt: Im Erholungsgebiet Wienerberg geht er laufen, direkt im Haus gibt‘s Gratis-Fitnessstudio, Sauna und Solarium. In den, drei Gehminuten entfernten, Twintowers und der "Wienerberg City" findet Raffling auch sonst alles, was man er so braucht: Kinos, Cocktailbars, Supermärkte, Ärzte und Friseure. (Tanja Traxler/Der Standard, Printausgabe, 21.11.2007)

Idylle in Transdanubien

Prinzipiell kann man den 22. Wiener Gemeindebezirk auf zwei Dinge verkürzen: Einerseits die Alte Donau mit ihrer entspannenden Atmosphäre, andererseits die 'Nachtschicht', eine Diskothek, die als Zielpublikum unter anderem die Bewohner dieses Bezirks hat.

Der 19-jährige Alex Mihajlovic wohnt in Transdanubien, verbringt aber einen Großteil seiner Zeit in der Innenstadt. Der Arbeiterbezirk Donaustadt mit seiner abgelegenen Lage wirke weniger attraktiv, obwohl er "mit seiner idyllischen Atmosphäre" – nach einer hektischen Woche – "eine beruhigende Wirkung" habe, sagt Mihajlovic.

Alex hofft, dass mit dem geplanten Ausbau der Linie U2 "der 22. Bezirk ein bisschen mehr ins Zentrum rückt", der Lebensstandard dadurch steigt und der Bezirk durch die gute Verbindung an Popularität gewinnt. "Immerhin kann man die Alte Donau gut nützen, zum Beispiel zum Bootfahren." (Isabel Syrek/Der Standard, Printausgabe, 21.11.2007)