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Die über 150 Jahre alte Kastanie sei eine akute Gefahr für Menschenleben, meint die Amsterdamer Stadtverwaltung.

Foto: REUTERS/Jerry Lampen
Den Haag - Die im Tagebuch des jüdischen Mädchens Anne Frank erwähnte Kastanie darf vorerst nicht gefällt werden. Ein Richter in der niederländischen Hauptstadt stoppte am Dienstagabend die Pläne zum Fällen des mehr als 150 Jahre alten Baumes. Er sollte an diesem Mittwoch wegen Einsturzgefahr zersägt werden.

Mehrere Kläger, unter ihnen die niederländische Baumstiftung, hatten gegen die Genehmigung zum Fällen der 27 Tonnen schweren weißen Rosskastanie Einspruch eingelegt. Im Gegensatz zu den Gutachten der Stadt sind sie aufgrund eigener Untersuchungen überzeugt, dass der symbolträchtige Baum durch Stützen gerettet werden kann. Mit seiner Einstweiligen Verfügung zugunsten der Kläger hat das Gericht noch kein endgültiges Urteil gefasst. Es kann das Fällen des Baumes später noch genehmigen. Der Richter rief aber beide Seiten auf, eine gemeinsame Lösung zu finden.

Im Hinterhof

Die Kastanie steht auf einem von der Straße aus nicht einsehbaren Hinterhof zwischen der Prinsengracht und der Keizersgracht im Zentrum von Amsterdam. Dort hatte sich die aus Deutschland stammende Familie von Anne Frank während des Zweiten Weltkrieges zwei Jahre lang vor den Nationalsozialisten versteckt.

Von ihrer kleinen Kammer aus blickte Anne immer wieder auf den Baum. In ihrem Tagebuch hielt sie fest, wie sehr sie sich über dessen Blüte freute. Das Versteck der Familie Frank wurde im August 1944 verraten. Anne, ihre Schwester Margot und ihre Mutter starben im Konzentrationslager. Nur der Vater überlebte. Er berichtete viele Jahre später, wie ergriffen er war, als er im Tagebuch seiner Tochter las, was der Blick aus dem Versteck auf die Natur und insbesondere auf die Kastanie für sie bedeutete.

Menschen in Gefahr

Seit die Pläne zum Fällen des Anne-Frank-Baums bekannt wurden, haben sich Menschen aus aller Welt mit Briefen und Emails bei der Stadt Amsterdam für dessen Erhalt eingesetzt. Doch ein Sprecher der zuständigen Stadtteilverwaltung betonte, man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Bei einem Umsturz des Baumes wären Menschen akut gefährdet. (APA/red)