Mehrere Kläger, unter ihnen die niederländische Baumstiftung, hatten gegen die Genehmigung zum Fällen der 27 Tonnen schweren weißen Rosskastanie Einspruch eingelegt. Im Gegensatz zu den Gutachten der Stadt sind sie aufgrund eigener Untersuchungen überzeugt, dass der symbolträchtige Baum durch Stützen gerettet werden kann. Mit seiner Einstweiligen Verfügung zugunsten der Kläger hat das Gericht noch kein endgültiges Urteil gefasst. Es kann das Fällen des Baumes später noch genehmigen. Der Richter rief aber beide Seiten auf, eine gemeinsame Lösung zu finden.
Im Hinterhof
Die Kastanie steht auf einem von der Straße aus nicht einsehbaren Hinterhof zwischen der Prinsengracht und der Keizersgracht im Zentrum von Amsterdam. Dort hatte sich die aus Deutschland stammende Familie von Anne Frank während des Zweiten Weltkrieges zwei Jahre lang vor den Nationalsozialisten versteckt.
Von ihrer kleinen Kammer aus blickte Anne immer wieder auf den Baum. In ihrem Tagebuch hielt sie fest, wie sehr sie sich über dessen Blüte freute. Das Versteck der Familie Frank wurde im August 1944 verraten. Anne, ihre Schwester Margot und ihre Mutter starben im Konzentrationslager. Nur der Vater überlebte. Er berichtete viele Jahre später, wie ergriffen er war, als er im Tagebuch seiner Tochter las, was der Blick aus dem Versteck auf die Natur und insbesondere auf die Kastanie für sie bedeutete.
Menschen in Gefahr