Die Vernichtung des Amazonas-Regenwaldes ist in den vergangenen Monaten zurück gegangen. Naturschützer fürchten aber wegen neuer Projekte eine weitere Rodungswelle.

Foto: WWF/ Anton Vorauer
Wien - Aktuelle Zahlen der brasilianischen Regierung dokumentieren einen Rückgang der Waldvernichtung am Amazonas von deutlich mehr als einem Viertel im Vergleich zum Vorjahr. Der WWF zeigte sich erleichtert über diese "Atempause" für den Regenwald, gleichzeitig fürchten die Naturschützer eine neue Rodungswelle aufgrund zahlreicher geplanter Infrastrukturprojekte. - Beispielsweise hat die Provinz Amazons vor kurzem erst ein Budget von umgerechnet 11,5 Millionen Euro zur Vergüung gestellt, mit dem die landwirtschaftliche Industrie in der Region - etwa die Herstellung von Biosprit - gefördert werden soll.

Entspannung

Auch wenn die brasilianische Regierung die Entwaldungsrate für den Zeitraum 2005/2006 von 13.100 Quadratkilometer auf 14.039 Quadratkilometer nachträglich nach oben korrigieren musste, deutet sich eine Entspannung an. In einer ersten Abschätzung für den Zeitraum 2006/2007 konnte ein Rückgang der Entwaldung auf ca. 9.600 Quadratkilometer festgestellt werden. Trotz dieser positiven Entwicklung hält die Regierung von Präsident Inacio Lula da Silva den traurigen Rekord von 85.000 Quadratkilometer Waldvernichtung am Amazonas in ihren ersten vier Regierungsjahren, betont der WWF. Das entspricht einer Fläche so groß wie Österreich.

WWF: "Neue Wachstumsprogramme"

"Wir sind erleichtert über diese Atempause am Amazonas, auch wenn der Verlust an Regenwald weiter geht", sagt Franko Petri, Amazonassprecher des WWF "Doch statt die Gunst der Stunde zu nutzen, um die Waldvernichtung baldmöglichst auf Null zu bringen, stellt die Regierung neue Wachstumsprogramme auf, in denen das Thema Umwelt ausschließlich als Hemmnis gesehen wird", kritisiert Petri.

Zuletzt hatte die brasilianische Regierung grünes Licht für den Staudammbau am längsten Amazonasnebenfluss, dem Rio Madeira, gegeben. Proteste von Umweltschützern, indigenen Bevölkerungsgruppen und aus Bolivien verhallten ungehört. Gigantische Straßenbauprogramme mitten durch den Regenwald stehen bevor. "Hier zeichnet sich ein Generalangriff auf die Amazonasregion ab, dessen Folgen noch gar nicht abzusehen sind", so Petri.

Brasilien braucht eine Entwicklung, die die Region und die Lebensgrundlagen der Menschen erhält. Der Amazonasregenwald ist eine der artenreichsten Regionen der Erde, er speichert so viel Kohlenstoff wie weltweit in 15 Jahren durch fossile Brennstoffe wie Kohle und Öl freigesetzt wird und ist daher ein Klimastabilisator von globaler Bedeutung. (red)