Die verschiedenen Definitionen des Amazonas-Gebietes

  • Der Begriff Amazonas-Biom bezeichnet das überwiegend von dichtem tropischem Regenwald sowie von einigen anderen Vegetationsarten (Savannen, Bergwäldern, offenen Wäldern, Überschwemmungswäldern, Grasland, Sümpfen, Bambus, Palmenwäldern etc.) bewachsene Gebiet. Es ist sinnvoll, sich immer auf das Amazonas-Biom zu beziehen, wenn die Bezeichnung "Amazonas" alleine oder aber der Terminus "Pan-Amazonas" verwendet wird.
  • Als Amazonasbecken bezeichnet man das Gebiet, das vom Amazonas und dessen Nebenflüssen bewässert wird - auch hydrografisches Amazonasbecken genannt.
  • Der politische Amazonas ist eine Bezeichnung, die von der Organisation für die Zusammenarbeit der Anrainerstaaten im Amazonasgebiet (OTCA ist das spanische und portugiesische Akronym) benutzt wird.
  • Brasiliens so genannter "legaler Amazonas" (Amazônia Legal) ist das Gebiet, das 1953 von der brasilianischen Bundesregierung als offizielle Ausdehnung des Amazonas innerhalb Brasiliens benannt wurde. Es bedeckt etwa 5,2 Millionen km2 und umfasst 61 % des brasilianischen Territoriums.

  • Größenverhältnisse

  • Amazonasbecken: 6,74 Millionen Quadratkilometer
  • Amazonas-Biom: 6,7 Millionen Quadratkilometer; erstreckt sich über die Grenzen von acht Ländern: Brasilien, Bolivien, Peru, Kolumbien, Ecuador, Guyana, Suriname, Venezuela sowie das Übersee-Département Französisch-Guayana.
  • Das Amazonas-Biom und das Amazonasbecken erstrecken sich zusammen genommen über eine Fläche von ungefähr acht Millionen Quadratkilometern.
  • Flächenverteilung pro Land

    Land Becken Biom
    Bolivien
    10,6 % 6,6 %
    Brasilien 67 % 60,1 %
    Kolumbien 5,1 % 7,3 %
    Ecuador
    1,9 % 1,8 %
    Französisch-Guayana
      1,2 %
    Guyana
    0,2 % 3,2 %
    Peru
    14,3 % 11,8 %
    Suriname   2,1 %
    Venezuela 0,8 % 5,9 %

    Das Amazonas-Biom

    Als Land betrachtet wäre das Amazonas-Biom das siebtgrößte der Welt. Prozentuelle Verteilung der verschiedenen Vegetationstypen im Amazonas-Biom:

      Fläche (km²)
    Prozent
    Regenwald
    5.251.000
    77,7
    Bergwald
    287.000
    4,2
    Überschwemmungswald
    477.000
    7,1
    Trockenwald
    418.000
    6,2
    Savanne
    231.000
    3,4
    heller Sandwald 96.000 1,4

    Es gibt 51 Ökoregionen im Amazonasbecken. Zwölf davon stehen auf der Liste der GLOBAL 200-Ökoregionen des WWF - neun terrestrische und drei Süßwasser-Ökoregionen:

  • Südwestliche Amazonas-Regenwälder (WWF-Priorität mit grenzüberschreitendem Ansatz)
  • Guayana Hochlandwälder
  • Guyana Regenwälder
  • Rio Negro-Jurua Regenwälder
  • Napo Regenwälder
  • Cerrado
  • Zentrale andine Yungas
  • Chiquitano Trockenwälder
  • Nördliche andine Bergwälder
  • Amazonasfluss und Überschwemmungswälder (WWF-Priorität, grenzüberschreitender Ansatz)
  • Amazoniens Flüsse und Gewässer des Brasilianischen Schildes
  • Flüsse und Gewässer des Oberen Amazonas
  • Der Regenwald des Amazonas stellt ein Drittel der noch vorhandenen tropischen Wälder der Erde dar.

    => Das Amazonasbecken, Artenvielfalt, Bevölkerung und Sprache

    Das Amazonasbecken

    Mit 6.400 km (mehr als 3.000 km in Brasilien) ist der Amazonas der zweitlängste Fluss der Welt (nach dem Nil in Afrika), und sogar der größte hinsichtlich des Wasservolumens, das sich ins Meer ergießt. Mit ungefähr 1.100 Nebenflüssen formt er das größte Flussbecken der Welt. Der längste Nebenfluss ist der Madeira (3.200 km lang).

    Andere Nebenflüsse sind der Rio Negro, Rio Purus, Juruá, Xingu, Tapajós, Trombetas, Uatumã, Ucuayalli, Marañon, Putumayo und der Napo. Das Amazonasbecken generiert zwölf Prozent des Süßwasserbedarfs der Welt. Der Amazonas entspringt in den peruanischen Anden und mündet in den Atlantik. Vom Festland ist das braune Wasser des Amazonas bis zu 100 km ins Meer hinaus sichtbar.

    Das Amazonasbecken beheimatet die größte Anzahl von Süßwasserfischarten der Welt, schätzungsweise mehr als 3.000 Arten. Einer der größten geschuppten Süßwasserfische der Welt – der Arapaima gigas (pirarucu auf portugiesisch und paiche auf spanisch) - der eine Länge von fast 2,5 Metern erreichen kann, ist im Amazonas anzutreffen.

    Artenvielfalt

    Es wird geschätzt, dass ein Zehntel aller Arten, die es auf der Welt gibt, im Amazonas beheimatet sind. Dies ist eine grobe Schätzung, die sich nicht auf genaue wissenschaftliche Untersuchungen stützt. Die unten stehende Anzahl an Arten wurde bis heute wissenschaftlich klassifiziert:

  • 40.000 Pflanzen
  • 427 Säugetiere (darunter 114 Primatenspezies alleine in Brasilien)
  • 1.294 Vögel
  • 378 Reptilien
  • 427 Amphibien
  • gerade in Brasilien wurden zwischen 96.660 und 128.840 wirbellose Arten von Wissenschaftlern beschrieben.
  • Zu den Säugetierearten zählen zum Beispiel der rosa und der blaue Flussdelfin, Seekuh, Jaguar, Puma, Otter, Pekari, Tapir, Capybara, Faultier und viele Primaten. Die größte Flussschildkröte sowie der größte schwarze Kaiman Südamerikas sind hier zuhause. Zu den hier anzutreffenden Vogelarten gehören zum Beispiel Harpyie und Ara.

    Bevölkerung und Sprache

    Im Amazonasgebiet leben rund 30 Millionen Menschen (17 Millionen in Brasilien), einschließlich der mehr als 380.000 indigenen Völker des brasilianischen Amazonas.

    Anzahl der indigenen Gruppen im Amazonas:

  • über 220 in Brasilien
  • 59 in Peru (Quelle IBC-Peru)
  • 33 in Bolivien (Quelle: OTCA)
  • 10 in Ecuador
  • Anzahl der gegenwärtig noch gesprochenen indigenen Sprachen im Amazonas:

  • 180 in Brasilien
  • 52 in Kolumbien
  • 33 in Bolivien
  • 17 in Venezuela
  • Auf der brasilianischen Seite sprechen mindestens 97 Prozent der Bevölkerung portugiesisch. In spanischsprachigen Ländern beherrscht noch immer eine große Anzahl von Menschen indianische Sprachen, wobei spanisch jedoch dominiert. Außerhalb der Großstädte leben die meisten Menschen in der Amazonasregion vom Fischfang, vom Jagen und Sammeln und von der Subsistenz-Landwirtschaft. In den 1970er Jahren errichtete die brasilianische Regierung in Manaus eine zollfreie Zone, um Leichtindustrie, hauptsächlich Elektronik und Motorräder, in der Region zu implementieren.

    => Probleme und Bedrohungen, Über die Arbeit des WWF, Schutzgebiete, Nachhaltige Nutzung

    Probleme und Bedrohungen

    Man geht davon aus, dass heute zehn bis zwölf Prozent der ursprünglichen Waldbedeckung des Amazonas für immer verschwunden sind. Ungefähr 34 Prozent des brasilianischen Amazonasgebietes sind unwiederbringlich verloren oder befinden sich in einem degradierten Zustand. Genauer:

  • Ursprüngliches Amazonas-Biom in Brasilien: 4.100.000 km2
  • Restbestand Amazonas-Biomes 2005 in Brasilien: 3.403.000 km2
  • Prozentsatz des verlorenen brasilianischen Amazonas-Biomes: 17,1 Prozent
  • Weitere 17 Prozent befinden sich in einem degradierten Zustand, besonders infolge von selektivem Einschlag (Asner et al. 2005). Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre werden jeden Tag alleine in Brasilien 59 km2 des Amazonas-Regenwaldes gerodet. Pro Minute entspricht das in etwa der Waldvernichtung von fünf Fußballfeldern.
  • Die Regenerierung eines Waldes (den man nach seiner Erholung als Sekundärwald bezeichnet) benötigt durchschnittlich zehn bis zwölf Jahre (mit bereits fortpflanzungsfähigen Arten). Manche Gebiete mit einer höheren Artenvielfalt benötigen 25 Jahre (bei Sekundärwäldern brauchen manche Arten mit einer Lebenszeit von hundert Jahren oder mehr mindestens 25 Jahre um zu reifen).

  • Die Rodung des tropischen Regenwaldes ist verantwortlich für 20 bis 25 Prozent der weltweiten Emissionen an Kohlendioxid, des wichtigsten Treibhausgases.
  • Die USA sind bis heute der wichtigste Importeur von Mahagoni, gefolgt von der EU (mit Großbritannien als dem größten europäischen Importeur) und, in jüngerer Zeit, der Dominikanischen Republik. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN 2002 wird der Amerikanische Mahagoni als „gefährdet“ eingestuft und befindet sich seit 2002 auf Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens CITES.
  • Von allen verbliebenen tropischen Wäldern hat der Amazonas die größten Chance erhalten zu bleiben, wenn man nicht nur die bereits geschützten Gebiete, sondern auch die organisierten sozialen Bewegungen und das Potenzial eines effizienten Regelungssystems berücksichtigt.
  • Die größten Bedrohungsfaktoren sind im Einzelnen:

  • Ausbreitung der Vieh- und Landwirtschaft
  • Rodungen – legal und illegal
  • Ausbau von Infrastruktur (Straßen, Wasserwege, Hochspannungsleitungen, Dämme)
  • Bergbau
  • Umsiedlungen
  • Öl- und Gasgewinnung
  • Überfischung
  • Ausbreitung von städtischen Ballungszentren
  • Der Handel mit Wildarten – hauptsächlich Vögel (lebendig oder als Federlieferanten), Reptilien (Häute) und Säugetiere (besonders Primaten)
  • Waldbrände
  • Klimawandel
  • Wasserverschmutzung (Pestizide und Abwässer)
  • Invasive Arten
  • Über die Arbeit des WWF

    Der WWF fördert die Erhaltung der Artenvielfalt und die nachhaltige Verwendung der natürlichen Ressourcen am Amazonas. Die Arbeit des WWF umfasst Untersuchungen und wissenschaftliche Analysen, um die Einrichtung von Schutzgebieten und effektivem Management, Kompetenzbildung, Richtlinienentwicklung und Reformen, Umweltbildungsprogramme sowie die Schaffung von alternativen Einkommensquellen für die hier lebenden Menschen zu unterstützen.

    ARPA – Amazon Region Protected Areas (ARPA) ist ein von der brasilianischen Regierung geleitetes Programm, das in Zusammenarbeit mit dem Brazilian Biodiversity Fund (FUNBIO), der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), der Entwicklungsbank (GEF), der Weltbank und dem WWF eingerichtet wurde. ARPA ist ein auf zehn Jahre angelegtes Projekt mit dem Ziel, zwölf Prozent - 50 Millionen Hektar oder 500.000 km² - des brasilianischen Amazonas als Schutzgebiet zu deklarieren und einen Stiftungsfonds in Höhe von US$ 240 Millionen zu errichten, um das effektive Management von Schutzgebieten nachhaltig zu finanzieren. Die Ankündigung des Programms durch die brasilianische Regierung fand 2002 statt. 2003 wurde mit seiner Umsetzung begonnen. Resultate

    Schutzgebiete

    Am 28. Februar 2007 wurde der Amazonien-Nationalpark in Französisch-Guyana ins Leben gerufen. Er umfasst ein Kernstück von zwei Millionen Hektar (20.000 km²) und ein zu definierendes, potenziell frei zugehöriges Gebiet, das jedoch 1,3 Millionen Hektar (13.000 km²) nicht überschreitet. Der Naturpark wird an andere Schutzgebiete im benachbarten Brasilien angrenzen, darunter den Tumucumaque Nationalpark, die Grão-Pará Station und das kürzlich entstandene Maicuru-Reservat.

    Insgesamt beläuft sich dieses grenzüberschreitende Netzwerk von Schutzgebieten auf mehr als zwölf Millionen Hektar (120.000 km²). Damit handelt es sich um die größte Ausdehnung von geschütztem Regenwald weltweit. Im Laufe der letzten 15 Jahre hat der WWF Frankreich die Schaffung dieses Parks unterstützt, der helfen wird, den Lebensraum bedrohter Tierarten wie Jaguar und Harpyie zu schützen.

    Bis Ende 2006 hat das ARPA-Programm in Brasilien mehr als 235.000 km2 - aus dem auf zehn Jahre angesetzten Ziel von 375.000 km2 - neuer Nationalparks und Reservate geschaffen, darunter der Tumucumaque Mountains Nationalpark, der mit 38.800 km2 ungefähr so groß ist wie die Schweiz.

    Im Februar 2005 wurde mithilfe des WWF ein riesiges Schutzgebiet (Originalbezeichnung „ecological station“) von ungefähr 3,4 Millionen Hektar (34.000 km²) geschaffen sowie ein angrenzender Nationalpark mit beinahe fünf Millionen Hektar (50.000 km²). Dieser bildet das Kernstück des Terra do Meio („Mittelland“)-Mosaiks (das gut fünf Millionen Hektar Schutzgebiet umfassen soll), entsprechend der Forderung lokaler und nichtstaatlicher Organisationen.

    Mit Unterstützung des WWF wurde im Juni 2006 der Juruena-Nationalpark im brasilianischen Amazonas gegründet. Eine Expedition des WWF in den 1,9 Millionen-Hektar großen Park (19.000 km²) entdeckte dort neue Vogel-, Säugetier-, Primaten-, Reptilien-, Fisch- und Amphibienarten.

    Die erste Hauptinitiative des WWF in Peru war die Schaffung des Manu-Nationalparks, Heimat von beinahe zehn Prozent aller Vogelarten der Erde.

    Im März 2005 schuf die peruanische Regierung in der Alto Purus-Region eines der größten kombinierten Indianerreservate und Schutzgebiete der Welt. Der WWF, der sich für die Errichtung des 2,7 Millionen-Hektar großen (27.000 km², beinahe die Ausdehnung Belgiens) Alto Purus Nationalpark and Communal Reserve eingesetzt hatte, begrüßte die Ankündigung als einen wichtigen Schritt hinsichtlich des Biodiversitätsschutzes sowie der gleichzeitigen Respektierung der Rechte der indigenen Gemeinschaften.

    Nachhaltige Nutzung

    Durch die Anstrengungen des WWF und einer peruanischen nichtstaatlichen Organisation, der Association for Integral Research and Development (AIDER), bewirtschaften heute fünf Shipibo-Konibo-Gemeinschaften, die am Ucayali-Fluss im peruanischen Amazonas leben, ihre eigenen Wälder. Einem Langzeitplan folgend, der den Wald und seine Artenvielfalt erhält, ernten und verkaufen sie das Holz. Durch ihre beachtliche Leistung erwarben die diesen Gemeinschaften gehörenden 35.000 Hektar Regenwald das Gütesiegel des Forest Stewardship Council (FSC). Es war der erste Wald in Peru, der jemals das FSC-Siegel erhalten hat.

    Die brasilianische Umweltbehörde Ibama hat Fischereiabkommen zwischen Gemeinschaften als rechtsgültig anerkannt, die mit finanzieller und technischer Unterstützung des WWF eingeführt wurden, um die Fischressourcen in flussartigen Seen im Amazonasgebiet nachhaltig nutzen zu können. Eine Studie, die in den Flussauen von Santarém (Pará) durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass Seen mit funktionierenden Fischereiabkommen durchschnittlich um 60 Prozent produktiver sind als Seen, die einem solchen Abkommen nicht unterliegen. Die Folge war, dass das Einkommen der Fischer um durchschnittlich 25 Prozent stieg. Eine Einkommenssteigerung zeigte sich auch durch die Einführung von Garnelenfischerei, nachhaltiger Land- und Viehwirtschaft und der Zucht von stachellosen Bienen. (red)