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"Vielleicht habe ich nach der tollen Vor-Saison einfach zu lange durchgeschnauft"

Foto: Reuters/Ebenbichler
Lake Louise/Alberta - In keiner Disziplin liegt der letzte Erfolg für die ÖSV-Herren so lange zurück wie in der Abfahrt. Fast ein Jahr ist es schon her, dass Michael Walchhofer Ende Dezember 2006 mit seinem Doppeltriumph in Bormio eine Saison ohne Sieg für die ÖSV-Abfahrer verhindert hat. Trotzdem war es für den Abfahrts-Star aus Salzburg eine eher magere Saison. Sogar an einen baldigen Rücktritt hatte der mittlerweile 32-Jährige deshalb gedacht.

Doch das ist Schnee von gestern. Walchhofer plant nicht nur die WM 2009 in Val d'Isere fix ein, seine Gedanken kreisten wenige Tage vor dem Saisonstart in Lake Louise/Kanada sogar schon um Olympia 2010 im nahen Vancouver. Ausschlaggebend dafür war, dass er das Heimweh nach der Familie und seinen drei Kindern mittlerweile im Griff hat.

"Der Hauptgrund für meine Rücktrittsgedanken war die Familie. Meine Frau Barbara hat mir aber erklärt, dass sie mit mir nicht glücklich ist, wenn ich noch nicht abgeschlossen habe", erklärte Walchhofer in Kanada. Wegfahren sei immer noch zäh. "Aber ich halte mir vor Augen, dass man nur wenige Jahre Skifahren kann. Ob ich also bis 2010 fahre, hängt jetzt nur noch daran, ob es gesundheitlich und sportlich Sinn macht."

Das Kribbeln war weg

Die Gründe für "nur" zwei Saisonsiege und eine verkorkste WM im vergangenen Winter hat der Atomic-Pilot woanders gefunden, klammert aber angebliche Skiprobleme nach wie vor höflich aus. Vielmehr sei nach der Traum-Saison 2005/2006, in der er zum zweiten Mal in Folge den Abfahrtsweltcup gewonnen und Olympia-Silber geholt hatte, das Kribbeln nicht mehr dagewesen.

"Vielleicht habe ich nach der tollen Vor-Saison einfach zu lange durchgeschnauft. Selbst den Doppelsieg in Bormio habe ich nicht zur Wende genutzt", gestand der Salzburger. Jetzt, so Walchhofer, "bin ich aber wieder geil aufs Skifahren".

Walchofer wird also womöglich auch noch den bald 35-jährigen Hermann Maier im Team überleben, nachdem mit Stephan Eberharter, Hannes Trinkl, Andreas Schifferer, Werner Franz, Fritz Strobl usw. langjährige Weggefährten längst das Handtuch geworfen haben. "Den Strobl hat aber eh schon die Wehmut gepackt", feixte Walchhofer in Kanada nach einem Telefonat mit dem Olympiasieger aus Kärnten.

"Nur noch der Hermann Maier und ich da"

Dass er der Entwicklung jüngerer ÖSV-Läufer im Weg stehen könnte, glaubt Walchhofer aber nicht. Sein eigener Gruppentrainer Andreas Evers hatte zuletzt gemeint, die jahrelange Dominanz der "goldenen Generation" habe das Hochkommen der Folge-Generation bei Österreichs Herren erschwert. "Aber von den Alten sind eh nur noch der Hermann Maier und ich da", relativierte Ex-Weltmeister Walchhofer. "Mal schauen, ob wir das wirklich noch diskutieren müssen, wenn wir beide auch weg sind."

Walchhofer ist nämlich überzeugt, dass Mario Scheiber und Co. absolut das Zeug zu Siegfahrern haben. "Und der Andreas Buder war nicht nur schon im Sommer schnell, sondern hat sich zuletzt auch im Training abgehoben", lobte Walchhofer speziell den 28-jährigen Niederösterreicher.

Am Samstag wäre aber Walchhofers Ex-Spezi Strobl "Titelverteidiger" in Lake Louise, wo wie vor zwei Jahren beim Sieg des Kärntners auf verkürzter Piste gefahren wird. Im Jahr davor hatte Walchhofer auf der Originalpiste seinen erste Weltcup-Abfahrt überhaupt gewonnen.

"Mit einem Platz in den Top 5 zufrieden"

Aber dort sieht sich der Salzburger im derzeitigen Downhill-Match mit Bode Miller, Aksel Svindal, Didier Cuche, Marco Büchel und den schnellen Kanadiern zumindest offiziell nicht. "Ich bin gut drauf und nehme natürlich einen Sieg immer gerne. Aber derzeit wäre ich auch mit einem Platz in den Top 5 zufrieden." Die Favoriten sind für den einstigen Speed-Dominator schnell gefunden. "Die Weltrangliste sagt alles. Aber die Konkurrenz hat nicht nur in Österreich stark aufgeholt."(APA)