Wien - Der Kraft des Gesanges als "einer der zentralen menschlichen Ausdrucksformen des Gefühls" widmet sich laut Intendant Roland Geyer das OsterKlang-Festival vom 14. bis 24. März 2008 in Wien. Zum Auftakt lässt Nikolaus Harnoncourt mit den Wiener Philharmonikern Schumanns Oratorium "Das Paradies und die Peri" erklingen. Am Programm stehen weiters u. a. die Cherubini-Oper "Medee" (Premiere 15.3.), eine visualisierte Johannes-Passion (18. 3.) und eine eher selten gespielte "Stabat Mater" von Luigi Boccherini am Karfreitag (21.3.) in der Minoritenkirche, schilderte Geyer am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien.

Der Gesang unterstütze die Anstrengungen, in einer "gefühlskalten Welt" den "Menschen zu seinen eigenen Gefühlen zurückzubringen", so Geyer. Es gebe einen "Moment der Besinnung" in jedem Projekt des OsterKlangs, auch dort, wo man es vielleicht nicht erwarte. Etwa in der "Medee", bei der Fabio Luisi die Wiener Symphoniker leitet und Torsten Fischer Regie führt und das Umkippen von Liebe in Hass in der französischen Fassung gezeigt wird. Den Bezug der Oper zum Aufführungsort stellt Geyer über das Jahr ihrer Uraufführung her: 1797 wurde auch der Grundstein für das Theater an der Wien gelegt. Es singen u. a. Olaf Bär und Iano Tamar.

Michael Schade singt beim bisher zwölften "OsterKlang" Schuberts Lieder über die Liebe unter dem Motto "Gott im Frühling" (19.3.), "Russische Ostern" verspricht am 22. März der Chor des Moskauer Patriarchats. Das traditionelle "Frühling in Wien"-Konzert der Wiener Symphoniker (23.3., Musikverein) findet heuer "Im Namen der Rose" statt und bietet demgemäß Werke vom "Rosenkavalier" bis zu "Rosen aus dem Süden". Den Abschluss bietet die Beethoven-Matinee (24.3.), bei der Melvyn Tan den von Andras Schiff abgebrochenen Zyklus fortführt.

Status des Theaters an der Wien

Das Theater an der Wien sei bei einer Umfrage erst 25 Prozent der Befragten als Opernhaus bekannt, schilderte Geyer weiteren Bedarf an Imagebildung nach der Musiktheaterreform. Dass Dominique Meyer, ab 2010 Direktor der Wiener Staatsoper, dort künftig auch Barock-Opern spielen will (eines der programmatischen Standbeine des Theaters an der Wien), könnte sich für diesen als "Bumerang" herausstellen, befürchtet der mit Meyer "beruflich befreundete" Geyer. Denn diese Barock-Opern will Meyer von anderen Orchestern als dem Staatsopernorchester darbieten lassen, wenn die Wiener Philharmoniker auf Reisen sind. Dadurch breche Meyer jedoch "mit einer Basisqualität des Hauses", nämlich dass in der (etwas unscharfen) Sicht der Öffentlichkeit dort "jeden Abend die Wiener Philharmoniker spielen", so Geyer.

Die Staatsoper sei für "viele Barockopern nicht intim genug", sagte Geyer zum Klang im Haus am Ring. Es sei auch künstlerisch "nicht sehr interessant", mit den Barockopern nur die "Lücke zu schließen", wenn die Philharmoniker auf Reisen seien. Im Moment sei die Repertoire-Aufteilung zwischen Staats- und Volksoper und Theater an der Wien "fast ideal". Wenn die Staatsoper ab 2010 alle zwei Jahre eine Barockopern-Serie spiele, wie es Meyer gegenüber Geyer angekündigt hat, werde es in Wien aber auch "kein Problem a la Berlin" geben, spielte Geyer auf die gegenseitige Konkurrenz der Berliner Opernhäuser an. (APA)