Wien - Der Vorsitzende der indischen Atomenergiekommission
ist am Mittwoch in Wien mit dem Generaldirektor der Internationalen
Atomenergiebehörde (IAEO) zusammengetroffen, um offizielle Gespräche
über die Kontrolle der indischen nuklearen Einrichtungen durch die
IAEO aufzunehmen. Das Treffen zwischen Anil Kakodkar und Mohammed
ElBaradei ist ein weiterer Schritt zur Umsetzung des nuklearen
Kooperationsabkommens zwischen Neu Delhi und Washington. Ein
Inspektionsabkommen mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO
bzw. IAEA) ist Voraussetzung für den Zugang Indiens zu
Nukleartechnologie.
Keine Stellungnahme
Nach dem Gespräch waren beide Seiten nicht für eine Stellungnahme
zu erreichen. Der Atomwaffenstaat Indien hat sich 2005 in einem
Abkommen mit den USA bereiterklärt, seine militärischen und zivilen
Nuklearprogramme zu trennen und in 14 seiner Atomreaktoren Kontrollen
der IAEO zuzulassen. Im Gegenzug erhält Neu Delhi Zugang zu ziviler
Nukleartechnologie, um seine große Energienachfrage zu decken.
Bevor das Abkommen umgesetzt wird, müssen jedoch noch einige
Hürden genommen werden. Nach Abschluss der Verhandlungen mit der IAEO
muss der Gouverneursrat der Atomenergiebehörde dem Kontroll- und
Inspektionsregime zustimmen. Danach wird die Gruppe der
Atom-Exportländer darüber beraten, ob sie für Indien eine Ausnahme in
ihren Ausfuhrbestimmungen macht. Da Indien nicht Mitglied des
Atomwaffen-Sperrvertrages ist, kann es laut bestehenden Regeln keine
Importe für sein Atomprogramm tätigen. Der letzte Schritt ist die
Absegnung durch den US-Kongress.
Inspektionen
Die Gespräche mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO
bzw. IAEA) wurden möglich, weil die indischen Linksparteien ihre
Blockade gegen internationale Inspektionen und gegen das Atomabkommen
zwischen Indien und den USA beendet haben. Sie befürchten einen
Verlust indischer Souveränität. Westliche Kritiker des Abkommens
bemängeln, dass mit dem Atomdeal der Atomwaffensperrvertrag
untergraben wird, da Indien keine vollständige Kontrolle durch die
IAEO zulassen wird und weiterhin ein Atomwaffenprogramm betreiben
kann. (APA)