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„Köchin“ Angela Merkel mit ihrem neuen „Kellner“ Frank-Walter Steinmeier.

Foto: Reuters
Angela Merkel hat einen neuen Mann an ihrer politischen Seite. Am Mittwoch rückte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) offiziell zum Vizekanzler auf und folgte somit Franz Müntefering (SPD) nach, der sich um seine krebskranke Frau kümmern will. Doch der Karrieresprung wurde Steinmeier schon beim Frühstück vergällt. „Als Bundeskanzlerin entscheide ich selbst, wen ich empfange und wo. Ich wünsche mir, dass alle in der Bundesregierung diese Haltung geschlossen vertreten“ – diesen Rüffel musste Steinmeier in der Bild-Zeitung lesen und somit erfahren, dass es ihm als Vizekanzler nicht besser gehen wird als seinem grünen Vorgänger Joschka Fischer unter Gerhard Schröder (SPD): Die Kanzlerin ist Köchin, er selber nur der Kellner. „Schaufensterpolitik“ Merkel ist erbost, weil Steinmeier auf dem Hamburger SPD-Parteitag vor drei Wochen ihren Empfang für den Dalai Lama im Bundeskanzleramt als „Schaufensterpolitik“ kritisiert hatte. Auch in der Russland-Politik sind sich die beiden nicht einig. Merkels „Abschottung“ sei nicht der richtige Weg, meint Steinmeier und wird dabei von Ex-Kanzler Schröder unterstützt. Der meinte unlängst, dass Merkels Abneigung gegen Russland in ihrer DDR-Biografie begründet sei – und Deutschland russisches Gas brauche. Deutlich freundlicher war Merkel bei der Verabschiedung von Müntefering, der vom Kabinett einen Fußball (rot mit schwarzen Flecken) geschenkt bekam: „Wir haben uns ab und an gekabbelt, aber das gehört dazu. Für das Land ist eine Menge auf den Weg gebracht worden.“ Müntefering bedankte sich mit seiner eigenen Farbtheorie: „Es gibt nur eine Grundfarbe, und das ist Rot. Eigentlich ist Schwarz ein ganz, ganz dunkles Rot.“ „Sie werden mir fehlen“, bekannte auch Bundespräsident Horst Köhler bei „Müntes“ offizieller Entlassung aus der Regierung sichtlich bewegt. Als neuer Arbeitsminister wurde Olaf Scholz vereidigt. (Birgit Baumann aus Berlin/DER STANDARD, Printausgabe 22.11.2007)