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Foto: APA/dpa/Friso Gentsch
Rund 600.000 Menschen leiden in Österreich an Depressionen, die in verschiedenen Formen auftreten und somit weltweit die vierthäufigste Erkrankung sind. Die saisonal auftretende Depression (SAD) hingegen tritt bei geschätzten sechs Prozent der Österreicher auf.

Depressionen aus Lichtmangel

Wie der Name schon sagt, ist das Hauptcharakteristikum der Herbst-Winter-Depression, dass sie in der dunklen Jahreszeit auftritt. Der Lichtmangel bewirkt, dass die Patienten depressiv werden. Der Energiehaushalt und auch die Konzentrationsfähigkeit lassen nach. Den Menschen fällt es schwer, die Anforderungen im Alltag zu bewältigen, sie möchten häufig alleine gelassen werden.

Nach dem Aufstehen geht es ihnen meist noch gut, obwohl sie trotz genügend Schlaf nicht ganz fit sind. Mit Fortschreiten des Tages fühlen sie sich dann aber zunehmend schlechter.

Symptome der SAD

Die weiteren Symptome erklärt der Psychiater Siegfried Kasper vom Wiener AKH so: "Die Patienten mit SAD schlafen zu viel (Hypersomnie), essen zu viel (Hyperphagie) und haben dabei einen Kohlenhydrate-Heißhunger, weil diese die Energie schneller verfügbar machen."

Unterschiede zu anderen Depressionen

Die Hauptunterschiede zu anderen depressiven Erkrankungen: Bei den nicht an die Jahreszeit gebundenen ist es häufig umgekehrt - sie können nicht schlafen und essen zu wenig. Diese Formen der Depression werden eher mit Antidepressiva therapiert, die Lichttherapie kann hier höchstens zusätzlich zum Einsatz kommen, so Kasper.

Frauen häufiger betroffen?

Frauen leiden bis zu vier Mal häufiger an SAD, am AKH vermutet man jedoch auf Grund neuer Ergebnisse aus der Depressionsforschung, dass einer der Gründe für diese Zahl auch die Tatsache sein kann, dass Frauen häufiger ärztliche Hilfe suchen. Die Dunkelziffer an männlichen SAD-Patienten ist also vermutlich höher.

Je nördlicher, desto mehr Erkrankungen

Auftreten kann die Depression grundsätzlich in allen Altersstufen, zwischen 20 und 40 Jahren kommt sie aber am häufigsten vor. Mediziner vermuten, dass bei weiteren 14 Prozent in der Bevölkerung eine abgemilderte Form der SAD auftritt, die im Volksmund mit dem "Winterblues" umschrieben wird. Je weiter nördlich die Gegend, desto mehr Menschen sind von SAD betroffen.

Wann zum Arzt?

Neben den oben beschriebenen Symptomen gelten als deutliche depressive Anzeichen regelmäßig auftretende Traurigkeit, Gedanken, dass das Leben nicht lebenswert sei oder der Wunsch am Morgen nicht aufwachen zu müssen. Auch Weinkrämpfe können auftreten. Dazu kommen negative Gedanken über sich selbst, zum Beispiel inkompetent, unzuverlässig, schlecht zu sein, die man in anderen Jahreszeiten nicht als zutreffend empfinden würde sowie anhaltende Schuldgefühle und Zukunftsangst. Leidet man unter einem dieser Symptome, kann das ein Hinweis darauf sein, dass man unter SAD leidet und sich ärztliche Hilfe holen sollte. (Marietta Türk, derStandard.at, 22.11.2007)