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Hermann Maier rechnet sich in Lake Louise keinen Spitzenplatz aus.

Foto: AP/ Joensson
Lake Louise/Alberta - Hermann Maier muss als Gewinner von 53 Weltcup-Rennen, zehn Medaillen und vier großen Kristallkugeln niemand mehr etwas beweisen. In knapp drei Wochen (7.12.) wird Österreichs Ski-Superstar 35 Jahre alt, dennoch soll der erste Skiwechsel seiner Karriere noch den einen oder anderen Sieg bringen. Beim Saisonauftakt am Wochenenden in Lake Louise schließt der Routinier aus Salzburg das aber selbst praktisch aus.

Dabei ist es für Maier in Lake Louise immer gut gelaufen. "Ich war fast immer in den Top Fünf. Aber das wird diesmal nicht zu erreichen sein", nahm sich Maier selbst aus dem Favoritenkreis für die Abfahrt (Samstag) und den Super G (Sonntag).

Und das, obwohl er sich im Herbst seiner Karriere ganz auf die Speed-Bewerbe konzentriert und daher auch Platz 20 beim Auftakt-Riesentorlauf in Sölden locker verkraftet hat. "Ich weiß aber im Speed-Bereich noch nicht ganz genau, wo ich stehe. Sicher ist nur, dass es für ganz vorne jetzt noch nicht reichen wird", ließ der "Herminator" eine Woche vor dem vielleicht letzten Besuch in seinem "Wohnzimmer" Beaver Creek ungewohnt zurückhaltende Töne anklingen.

Der frühere Pisten- und Verbal-"Brachialiker" tickt im Herbst seiner Karriere insgesamt deutlich gelassener und geht gleichzeitig erstaunlich offenherzig mit seinen Gedanken an das nahende Karriere-Ende um. "Ich arbeite nur noch für den Moment und möchte das Ganze vor allem genießen", präzisierte der vierfache Sportler des Jahres in Lake Louise.

Er sei zwar gut in Schuss und der Ski-Wechsel von Atomic zu Head eine Art Neubeginn ("Es ist wieder ein bisschen wie ganz am Anfang"), "aber klar ist auch, dass die Überlegenheit von früher ganz sicher nicht mehr da ist", gestand der Mann, der in seinen besten Jahren die Konkurrenz mit einer Sekunde und mehr Vorsprung deklassiert und für neue Maßstäbe im Skisport gesorgt hatte.

Maiers Blick zurück ist aber durchaus nicht ungetrübt. "Früher war ich ein Getriebener, war der Erfolg ein Muss. Ich wollte mir und den anderen beweisen, was ich drauf habe. Und ich wollte immer mehr", erklärte Maier. Er bezeichnet deshalb heute die "kleinen" zugleich auch als die "schönsten" Erfolge. "Durch sie kommt man nach oben. Und dort kommen die großen Erfolge dann fast von selbst, wenn man hart arbeitet."

Angst, dass seine einzigartige Karriere Kratzer bekommen könnte, hat Maier überhaupt nicht. "Ich hätte nie zu denken gewagt, dass alles so kommt, wie es kam. Wenn man so viel erreicht hat, fällt einem deshalb vieles leichter." Und punkto Sensationen sei er ohnehin längst ziemlich uneitel geworden. "Ich weiß ja, was Erfolg bedeutet und wie man damit umgeht. Jetzt schau' ich mir an, was ist, wenn es nicht so läuft. Wenn da was weniger wird, muss das ja nicht nur schlecht sein."

Wenn Maier damit das mediale Interesse an seiner Person ansprach, braucht er sich aber keine Sorgen zu machen. Sein Pressebetreuer Walter Delle-Karth wusste sich in Kanada der Anfragen kaum zu erwehren. Selbst der "Spiegel" plant angeblich eine Vierseiten-Strecke über den Herminator.

Bleibt die private Planung, aber da will sich Maier nicht in die Karten schauen lassen. "Ich plane das nicht so strategisch. Ich blicke zwar immer nach vorne, aber so weit auch nicht", wiegelte er schmunzelnd ab. "Ich hoffe jedenfalls, dass noch viel Positives vor mir liegt." Ob kleine Hermanns in der Planung seien, beantwortete Maier lachend so: "Vielleicht wachsen ja in unserem Skiteam welche heran." (APA)