Geld hat kein Mascherl. Manchmal aber doch. Im Fall der Gebühren für den ORF lebten bis vor kurzem 99,5 Prozent aller Österreicher in dem Glauben, diese kämen dem ORF zugute. Aber: Von den 700 Millionen erreichen nur 475 den ORF. Der Rest geht hauptsächlich an die Länder, die die Kohle für Altstadtsanierung (Wien) oder Sängerrunden (Kärnten) verwenden. Die ORF-Konsumenten zahlen also (auch) eine Landeshauptmann-Steuer.

Dies nehmen nun die Film- und Musikschaffenden Österreichs zum Anlass, in einer Kampagne zu protestieren – erstens überhaupt, weil der ORF ihre Arbeit in immer bescheidenerem Ausmaß in Anspruch nimmt („Kottan ermittelt nicht mehr“, „Ein echter Wiener geht doch unter“ lauten die Slogans); und zweitens gegen die Unsitte, hunderte Millionen Euro an Gebühren den Ländern zu überreichen (genauso wie die Wohnbauförderung ein nettes Geschenk zur fast freien Verfügung der Landesfürsten geworden ist).

Denn die Filme- und Musikmacher gehen tapfer davon aus, dass der ORF mehr für qualitätsvolle „österreichische Identität“ verwendete, müsste er nicht indirekt die Landeshauptleute sponsern. (Hans Rauscher, DER STANDARD; Printausgabe, 22.11.2007)