Kuscheliges Outfit für ein ernstes Anliegen: Monika Springer (re.) macht klar, wie Kaninchen leiden – in einer Form der Haltung, die allerdings kaum noch praktiziert wird

Foto: STANDARD/ Matthias Cremer

Tierschutz extrem: Vor dem Parlament lassen sich junge Leute in einen Käfig sperren, um das Leiden von Kaninchen in Massentierhaltungen anschaulich zu machen. Dabei ist diese legale Tierquälerei ohnehin auf dem Rückzug – doch die Gesetzesnovelle bleibt umstritten - Von Conrad Seidl

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Wien – Wenn der Wind allzu kalt wird, kann die Grafikerin Monika Springer ihr hübsches Gesicht hinter einer noch niedlicheren Maske verstecken und aufwärmen. Dann sieht sie ganz aus wie ein Kaninchen – und sie leidet in ihrem Käfig wie die arme Kreatur. Beziehungsweise: Für die arme Kreatur. Halbwegs Maßstabgetreu ist der Käfig ausgestattet, der vor der Parlamentsrampe steht.

Und jeden Morgen zwängt sich die junge Grafikerin in ein Kaninchenkostüm, lässt sich in der Stahlkonstruktion einschließen und verkündet über das Megaphon jedem, der es hören will (oder kann, denn der Straßenverkehr ist dicht und die Autofenster sind geschlossen): "Wer Kaninchen kennt, weiß, dass sie weiche Pfoten haben, weil sie gewohnt sind, auf weichem Waldboden zu stehen."

Opfer von Kannibalismus

Doch bis 2020 soll legal bleiben, die kuscheligen Tiere mit ihrem naturgegebenen Drang zum Graben zu Tausenden in Käfigen mit Drahtgitterböden zu halten. Jungtieren bis 1,5 Kilo steht dort ein Platz zur Verfügung, der bloß zwei Dritteln einer A4-Seite entspricht. Hoppeln? Graben? Fliehen? Daran ist für Kaninchen in Käfigen nicht zu denken: Sie verletzen dort ihre Pfoten, werden sogar Opfer von Kannibalismus, der sonst vegetarisch lebenden Tieren fremd ist.

Gleiche Rechte für Kaninchen wie für Hühner

Am Freitag, hofft Springer, könnte die vom Gesundheitsministerium vorgelegte Novelle zum Tierschutzgesetz im parlamentarischen Ausschuss noch abgemildert werden – und Kaninchen noch dasselbe Recht eingeräumt werden, wie es Hühner nach dem geltenden Tierschutzgesetz bereits haben: Für Geflügel wird die Käfighaltung ab 2009 abgeschafft, das wurde bereits 2005 Gesetz. Springer ist seit 2004 Aktivistin im "Verein gegen Tierfabriken" (VGT), der ihren Angaben zufolge 15.000 Mitglieder hat. Die engagiertesten von ihnen sind bereit, wie Springer tagelang für die Kaninchen zu frieren. Oder, wie in einer früheren Aktion, ihr eigenes Blut in eine Waagschale laufen zu lassen.

Umstrittene Hundezucht

Oder sich bei Treibjagden einzumischen – was lebensgefährlich ist, von den VGT-Aktivisten am vergangenen Sonntag in Zurndorf aber hingenommen und auf Video dokumentiert wurde. Wobei die Forderung der radikalen Tierschützer nach Verbot der Käfighaltung der Kaninchen wenig reale Grundlage hat: Dieser wird in allen Parteien zugestimmt. Umstritten sind vielmehr jene Punkte, wo es um Hunde geht: Hier geht es um das Kupieren der Ruten von Nutzhunden, um den Verkauf von Welpen in Tierhandlungen und um Züchtungen, unter deren "Erfolg" die Tiere ein Leben lang leiden. (Conrad Seidl/DER STANDARD Printausgabe 22.11.2007)