Vom "sozialpsychologischen Elend der Schulen" sprach kürzlich der ehemalige Wiener Stadtschulratspräsident Kurt Scholz, nachdem ein zwölfjähriger Schüler damit gedroht hatte, mit einer Waffe in seine Schule in der Wiener Wasagasse zu kommen. Kritisiert hat Scholz damit unter anderem die geringe Zahl an Schulpsychologen. Nun soll sie erhöht werden.

Diese Maßnahme ist Teil einer am Mittwoch präsentierten Strategie von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) unter dem Titel "Gemeinsam gegen Gewalt". Auf genaue Zahlen wollte Schmied sich nicht festlegen, zeigte sich aber "optimistisch, dass wir die notwendige Budgetaufstockung erreichen werden." Derzeit stehen den 220.000 Schülern in der Bundeshauptstadt 25 Schulpsychologen gegenüber.

Fortbildung für Lehrer

Schmieds gemeinsam mit Bildungspsychologin Christiane Spiel (Uni Wien) erarbeitetes Konzept sieht auch eine Weiterbildungsoffensive für Lehrer vor. Ab dem Schuljahr 2008/09 sollen sie die Möglichkeit haben, sich an den Pädagogischen Hochschulen in Sachen "Persönlichkeitsbildung und Soziales Lernen" das nötige Know-how anzueignen. Bis dahin werden die Trainer in den Hochschulen entsprechend geschult und neue Materialien für die Lehrerfortbildung erarbeitet. Alle in der Schule von Gewalt Betroffenen sollen sich zudem künftig auf einer Homepage Rat holen und austauschen können. Auch die Vereinbarung von Verhaltensregeln zwischen Pädagogen und Schülern in sämtlichen Lehranstalten fordert Schmied. Zusätzlich werden bereits bestehende Gewaltpräventionsprogramme wie "Faustlos" für Volksschüler und das Wiener soziale Kompetenztraining (WiSK) für die Zehn- bis 16-Jährigen ausgebaut.

In Stadt wie am Land

Schulpsychologin Christiane Spiel betonte bei der Gelegenheit, dass keinerlei Relation zwischen der Anzahl an Gewaltakten und der Höhe des Ausländeranteils in einer Klasse bestünde, sehr wohl aber zwischen dem Alter und der Art der Gewalt. So neigten Zwölf- bis 13-Jährige am meisten zu physischer und Ältere mehr zu verbaler Gewalt. "Auch zwischen Stadt und Land beziehungsweise Wien und den anderen Bundesländern sind uns bisher keine speziellen Unterschiede aufgefallen", betont Spiel. International zeigen sich im Gegensatz dazu eklatante Unterschiede, wie eine WHO-Studie zeigt. Österreich liegt darin mit der Zahl der Gewaltakte an Schulen im Vorderfeld. (Gertraud Singer/ DER STANDARD OPrintausgabe 22.11.2007)