Bregenz - Die Bregenzer Festspiele 2000, die am Mittwoch mit einem Orchesterkonzert zu Ende gehen, werden heuer insgesamt 176.500 Besucher gezählt haben können. Die Erwartungen seien damit finanziell erfüllt worden, so Franz Salzmann, der kaufmännische Direktor: "Wir haben das Einnahmenbudget sogar überschritten." Die Oper Der Goldene Hahn von Rimski-Korsakow fand mit 99 Prozent Auslastung und insgesamt 8090 Besuchern praktisch ebenso vor vollem Haus statt wie die Tango-Oper María de Buenos Aires (4070 Besucher, 100 Prozent Auslastung). Restlos ausverkauft waren auch die Schauspielaufführungen Don Karlos, Infant von Spanien und Der Held aus dem Westen. Die Wiederaufnahme von Verdis Ein Maskenball auf der Seebühne sahen 136.550 Besucher, was einer Auslastung von 92 Prozent entspricht. Wie schon Gershwins Porgy and Bess in den Jahren 1997/ 98 überschritt auch diese Produktion die magische Grenze von insgesamt 300.000 Zuschauern (165.900 wurden im Vorjahr gezählt). "Man könnte mich fragen: Warum habt ihr nicht 100 Prozent?", sinniert Intendant Alfred Wopmann. "Aber um die Quote schere ich mich nicht, wenn ich einen künstlerischen Anspruch stelle. Und das tue ich!" Ein Maskenball - nicht gerade die populärste Verdi-Oper - sei "die künstlerisch erfolgreichste Seebühnenproduktion in der Geschichte der Bregenzer Festspiele", sagt Wopmann: "Das Bühnenbild ging um die ganze Welt, und die Inszenierung setzte einen bisher nicht erreichten künstlerischen Standard für eine Freilichtaufführung, einen Maßstab für jede Maskenball-Aufführung." Oper-Air-Theater würde von Puristen "ja nicht ganz ernst genommen", deshalb freue ihn, Wopmann, die einhellige positive Kritik ganz besonders. "Das ist das Tolle: Die Künstler auf der Seebühne und die Zuschauer auf der Tribüne sitzen in einem Boot. Als wir am 5. August praktisch im Dauerregen spielten, hat das Publikum akklamiert, weiterzumachen. Es zeigt sich, dass das Publikum den Regen nicht scheut." Vor drei Jahren hatte Alfred Wopmann, Intendant seit 1982, erklärt, nur bis 2002 zur Verfügung stehen zu wollen; nun, auf eindringlichen Wunsch der Festspiele, hängt er noch ein Jahr an. Aber nur ein einziges: "Was man in 20 Jahren nicht sagen kann, kann man auch nicht darüber hinaus sagen. Es muss der Künstler selber sagen: Jetzt ist es genug! Das Übelste ist, wenn man das von anderen zu hören bekommt, und diese Situation wollte ich mir und den Festspielen ersparen." 2001 bringt Wopmann La Bohème von Giacomo Puccini als Spiel auf dem See und Of Mice and Men von Carlisle Floyd als österreichische Opern-Erstaufführung im Festspielhaus.

(trenk/APA) (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 8. 2000)