Rom - Die von Italiens Oppositionschef Silvio Berlusconi geplante Gründung einer "Partei der Freiheit", in die sich seine konservative Gruppierung Forza Italia auflösen wird, bringt Wirbel in die italienische Politik. Für Aufsehen sorgte ein Interview Berlusconis, in dem er sich für ein politisches System mit nur zwei Großparteien aussprach: Seine "Partei der Freiheit", die die Stimmen des Mitte-Rechts-Lagers auffangen soll, und die neu gegründete "Demokratische Partei" (PD) um den römischen Bürgermeister Walter Veltroni. Die PD entstand im Oktober aus der Fusion der beiden stärksten Regierungsparteien, den Linksdemokraten und der Sammelbewegung "Margherita".

Reformen á la Berlusconi

Berlusconi überprüft die Dialogbereitschaft Veltronis über institutionelle Reformen und die Einführung eines neuen Wahlsystems. Am morgigen Freitag werden der Medienunternehmer und der PD-Chef zusammentreffen. Gerüchten zufolge betrachtet Berlusconi eine Große Koalition mit der PD als konkrete Möglichkeit.

Berlusconis Aktivismus wird von Regierungschef Romano Prodi mit Argwohn beobachtet. Dieser erklärte sich zwar bereit, mit Berlusconi einen konstruktiven Dialog über institutionelle Reformen in die Wege zu leiten. Er schloss jedoch entschieden aus, dass es zu einer Großen Koalition aus Berlusconis "Partei der Freiheit" und der PD kommen werde.

Prodi empört

Prodi sparte nicht mit Attacken gegen Berlusconi. "Die Regierung ist bei der Abstimmung über das Haushaltsgesetz im Senat nicht gestürzt, wie es sich Berlusconi erhofft hatte. Dies hat zu einem Auseinanderdriften der oppositionellen Mitte-Rechts-Koalition geführt", betonte Prodi in Anspielung auf die Spannungen zwischen Berlusconi und dem Chef der rechten Alleanza Nazionale (AN), Gianfranco Fini. Dieser will seine AN nicht an Berlusconis "Partei der Freiheit" anschließen.

Berlusconi könnte bald einen gefährlichen Konkurrenten bekommen. Der Chef des Industriellenverbandes und Präsident der Ferrari-Gruppe, Luca Cordero di Montezemolo, verhehlt sein Interesse an einem Einstieg in die Politik nicht mehr. Zwischen den Moderaten von Mitte-Links und Mitte-Rechts hat der Wettlauf begonnen, um ihn politisch einzubinden. Gerüchten zufolge fürchtet Berlusconi, dass es eine Allianz zwischen der PD und einem "Montezemolo-Zentrum" geben könnte, einen Block, der auf die Unterstützung der Industrie und der Finanzwelt zählen könnte. (APA)