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Elisabeth Gürtler hat in der Hofreitschule als Kind ihren ersten Reitunterricht bekommen

Foto: APA/ GEORG HOCHMUTH

(von links nach rechts) Ernst Bachinger (Leiter der Reitbahn), Elisabeth Gürtler (Geschäftsführerin), Minister Josef Pröll und Erwin Klissenbauer (Geschäftsführer)

Wien - Über 430 Jahre lang saßen in der Spanischen Hofreitschule sowohl beim Reiten als auch in der Leitung des Unternehmens die Männer fest im Sattel. In Sachen Geschäftsführung ist diese Tradition nun Geschichte: Der Aufsichtsrat hat am Donnerstag Sacher-Chefin Elisabeth Gürtler einstimmig zur Geschäftsführerin bestellt. Sie wird ab 1. Dezember 2007 die Marketing- und Sponsoring-Agenden übernehmen.

Ihr zur Seite wird Erwin Klissenbauer stehen. Der Manager der Österreichischen Bundesforste übernimmt die Bereiche Finanzen und Controlling. Als Bindeglied zwischen den beiden Geschäftsführern und den Bereitern fungiert der Leiter der Reitschule, Ernst Bachinger. Er kennt Gürtler "schon lange". Mit ihrer Bestellung habe sich für ihn sein "größter Wunsch" erfüllt.

"Erste Frau in 400-jährigen Geschichte"

Landwirtschaftsminister Josef Pröll (ÖVP) betonte, dass mit Gürtler die "erste Frau in der rund 400-jährigen Geschichte" an der Spitze der weltbekannten Reitschule stehen werde - laut Pröll noch dazu eine "mit unglaublicher Erfahrung im Wiener Tourismus".

Ob nun auch weibliche Premieren beim Reitpersonal selbst zu erwarten seien, wollte am Donnerstag zwar noch niemand verraten. Gürtler machte aus ihrer Meinung aber keinen Hehl: "Was ein Pferd zu Höchstleistungen bringt, sind Gefühle und ich denke, Frauen können diese besser vermitteln." Sie kenne aber die Interna zu wenig und wisse, dass es hier große Widerstände gebe. "Man soll nie den Mund zu voll nehmen", ermahnte die ehemalige Opernball-Organisatorin sich daher selbst.

Am Thema Frauen in der Hofreitschule hat sich bereits einer von Gürtlers Vorgängern, der im Jänner 2001 interimistisch eingesetzte Geschäftsführer Gerd Prechtl, die Zunge verbrannt. Dieser hatte verkündet, er könne sich auch Frauen als Bereiter der Lipizzaner vorstellen. "Es geht um die Erhaltung einer jahrhundertealten Tradition", wies ihn der damalige Oberbereiter zurück, und alles blieb beim Alten.

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Erwartungsgemäß wollte Pröll am Donnerstag bei der Präsentation der neuen Unternehmensspitze dieses Thema "nicht in den Vordergrund rücken". Die Aufmerksamkeit kam vielmehr dem, wie er sagte, "idealen Führungsteam auf dem Weg in eine offensive Zukunft" zu - insbesondere der Frau an der Spitze, um die sich die Fotografen "ärger als bei der Regierungsangelobung" um die Minister gerangelt hätten.

Das aus 16 Bewerbern erwählte Duo übernimmt eine von ihrem Vorgänger Armin Aigner erfolgreich sanierte Reitschule. 2005 steckte die Institution samt Bundesgestüt Piber mit 3,9 Millionen Euro tief in den roten Zahlen. Aigner mistete ab 1. Mai 2005 aus, bereits im ersten Halbjahr 2007 wies die Reitschule wieder ein Plus auf. Anfang Oktober hatte Aigner angekündigt, von seinem Amt noch Ende 2007 zurückzutreten, um sich "neuen Herausforderungen zu widmen". (Lukas Kapeller, Gertraud Singer/DER STANDARD, Printausgabe, 23.11.2007)