Wien - IAEO-Chef Mohammed ElBaradei hat den Iran am Donnerstag erneut eindringlich aufgefordert, seine nuklearen Aktivitäten auszusetzen, um Verhandlungen zwischen Teheran, den ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates und Deutschland zu ermöglichen. "Je früher die Verhandlungen wieder aufgenommen werden, desto besser ist die Aussicht, die Krise zu entschärfen", sagte der Generaldirektor ElBaradei zu Beginn des Gouverneursrates der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO/IAEA).

Der Vertreter des Iran bei der IAEO wies diese Forderung umgehend zurück. "Es hat keinen Zweck mehr, über Suspendierung zu sprechen", sagte Ali Asghar Soltanieh am Rande der Sitzung zu Journalisten. Es gebe keine rechtlichen oder technische Begründung für solch einen Schritt, da der Iran ohnehin bereits die Anreicherungstechnologie beherrsche und seine Anlagen von der IAEO kontrolliert werden.

Zweifel

Mit Anlagen zur Uran-Anreicherung kann sowohl Brennstoff für Atomkraftwerke als auch Material für Atombomben hergestellt werden. Westliche Länder zweifeln an den friedlichen Absichten Teherans. China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und die USA sind bereit, mit dem Iran Gespräche über verbesserte wirtschaftliche und politische Beziehungen zu führen, wenn vorher diese nukearen Aktivitäten eingestellt werden.

ElBaradei lobte am Donnerstag die "bessere Zusammenarbeit" mit dem Iran bei der Aufklärung offener Fragen zum iranischen Atomprogramm, wünschte sich aber in Zukunft eine aktivere und raschere Kooperation Teherans. Der Iran hatte sich im Sommer mit der IAEO über einen Arbeitsplan zur Lösung der offenen Fragen zum iranischen Atomprogramm geeinigt. Man liege im Zeitplan, sagte ElBaradei im Gouverneursrat.

Bereitschaft

Die fünf ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates und Deutschland hatten sich bereit gezeigt, Fortschritte bei der Umsetzung des Arbeitsplanes abzuwarten, bevor neue Sanktionen gegen den Iran diskutiert werden. Nach dem jüngsten Iran-Bericht ElBaradeis Ende letzter Woche reagierten Länder wie die USA, Großbritannien und Deutschland negativ und bemängelten unter anderem, der Iran der Forderung des UNO-Sicherheitsrates nicht nachgekommen ist, seine Anreicherung von Uran auszusetzen.

Soltanieh drohte heute indirekt mit einer reduzierten Zusammenarbeit seines Landes mit der IAEO, sollten neue Sanktionen beschlossen werden. Man werde keine Mühen scheuen, das Atomprogramm offen zu legen. Allerdings hätten Sanktionen "negative Folgen", sagte der Botschafter.

Sanktionen

Neben der Beurteilung der IAEO wird auch ein Bericht von Javier Solana an die ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates und Deutschland den Ausschlag über weitere Sanktionen geben. Der EU-Außenbeauftragte versucht, Verhandlungen zwischen dem Iran, den ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates und Deutschland in Gang zu bringen. Vor seinem Bericht wird Solana mit dem iranischen Chefverhandler Said Jalili am 30. November in London zusammentreffen, sagte Jalilis Stellvertreter am Mittwoch. Solanas Büro konnte diesen Termin jedoch auch heute gegenüber der APA nicht bestätigen. (APA)