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Zu den wesentlichen Voraussetzungen für eine nachhaltige Beruhigung der Lage gehört wohl vor allem ein Auslaufen der schlechten Nachrichten aus dem US Finanzsektor.

Foto: AP/Rothermel
Der Jahresausklang gestaltet sich heuer an der Wall Street ebenso volatil wie der Rest des Jahres. Die Liste der Probleme ist sicher lang: man fürchtet eine weiter anhaltende Schwäche am Immobilienmarkt, eine damit einhergehende, weitere Kreditverknappung und die dadurch verursachten Belastungen für den amerikanischen Finanzsektor. Dazu kommen der schwache Dollar und die hohen Energiepreise. Vor diesem Hintergrund nahm zuletzt die Risikoaversion der Anleger wieder zu, man flüchtete in den sicheren Hafen der Staatsanleihen. In den USA fielen die Renditen auf 10-jährige Treasuries erstmals seit 2005 unter die Marke von 4 %. Insgesamt ist die Stimmung an der Börse derzeit sicher als nervös einzustufen, wobei die tiefen Kurse dazwischen auch immer wieder Käufer auf den Plan rufen.

Zwei Branchen stehen im Moment im besonderen Mittelpunkt des Interesses, nämlich die Finanzwerte und der Einzelhandel. Bei den Finanzdienstleistern wartet der Markt gespannt auf immer neue Berichte über Abschreibungen bzw. auch über Wechsel in der Chefetage. So übernahm John Thain, der bisherige CEO der New Yorker Börse, das Ruder bei Merrill Lynch. Citigroup ist noch nicht in der glücklichen Lage, einen Nachfolger für Chuck Prince gefunden zu haben. Es will also scheinen, dass die Unsicherheiten in dem Sektor noch eine Weile anhalten werden. Seit Jahresbeginn haben die US Finanzwerte bereits über 20 % verloren. Insofern wird der Markt den Quartalszahlen der großen US Broker, die noch im Dezember veröffentlich werden, besonderes Augenmerk schenken.

Einzelhandel unter Beobachtung

Angesichts des nun anlaufenden Weihnachtsgeschäftes steht der Einzelhandel natürlich ebenfalls unter besonderer Beobachtung. Man befürchtet eine Abkühlung gegenüber den Zuwachsraten des Vorjahres, aber wie kauffreudig der Konsument am Ende des Tages wirklich sein wird, scheint im Moment noch eher schwer einzuschätzen. Der Ölpreis, der aktuell nur mehr ganz knapp unter 100 Dollar notiert, dient ebenfalls nicht dazu, für mehr Optimismus beim Handel zu sorgen.

Bei den Gewinnschätzungen gab es zuletzt ebenfalls Revisionen nach unten. Das dritte Quartal weist erstmals seit 2002 eine negative Gewinnentwicklung auf, die stark den Ergebniseinbrüchen bei den Finanzdienstleistern geschuldet ist. Gegenüber dem dritten Quartal 2006 sind die Ergebnisse im S&P 500 um 3,4 % zurückgegangen. Aber auch die Schätzungen für das derzeit laufende, 4. Quartal werden ständig zurückgestutzt. Aktuell liegen sie nur mehr bei + 3,7 %, noch vor wenigen Wochen hatte man mit einem Gewinnanstieg um die 8 % gerechnet. In dieses Horn stößt auch die US Notenbank, die zuletzt die Wachstumserwartungen für die amerikanische Konjunktur zurückgeschraubt hat. Derzeit wird unter den Marktteilnehmern heftig darüber debattiert, ob die Fed bei ihrer letzten Sitzung im alten Jahr, am 11. Dezember, die Zinsen nochmals senken wird. Aus einer Reihe von Statements gewinnt man den Eindruck, dass sie es eigentlich nicht möchte, aber die Entscheidung wird wahrscheinlich denkbar knapp ausfallen.

Unruhiges Jahr geht zu Ende

Alles in allem geht ein unruhiges Jahr an den Wall Street zu Ende, wobei es aber durchaus auch Stimmen gibt, die die aktuell herrschende Unsicherheit als typisches Merkmal eines überverkauften Marktes bezeichnen und darin eine langfristige Kaufgelegenheit sehen. Zu den wesentlichen Voraussetzungen für eine nachhaltige Beruhigung der Lage gehört wohl vor allem ein Auslaufen der schlechten Nachrichten aus dem US Finanzsektor.