Wien - Der Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei in Wien ermitteln gegen den Investor Georg Stumpf, berichtet das Wirtschaftsmagazin "Format" in seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe.

Vor wenigen Monaten beauftragte Staatsanwältin Julia Gartner die Polizei mit der Prüfung des prominenten Falles. Konkret sollten die Umstände rund um die Pleite des Telekomanbieters MCN Millenium Communication Networks (MCN) im Jahr 2001 unter die Lupe genommen werden. Die MCN gehörte damals mehrheitlich der Millenium Privatstiftung von Georg Stumpf.

Gerhard Jarosch, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, bestätigt gegenüber "Format": "Die polizeilichen Ermittlungen gegen Georg Stumpf wurden im September aufgenommen und sind noch nicht abgeschlossen." Der angezeigte Vorwurf: Georg Stumpf, für den selbstverständlich die Unschuldsvermutung gilt, habe in den Jahren 2000 und 2001 die wirtschaftliche Situation der MCN gegenüber den Gläubigern irreführend dargestellt. Obwohl der buchmäßige Verlust per 31. Oktober 2000 mehr als die Hälfte des Grundkapitals ausgemacht hatte, hätten die MCN-Eigentümer eine heile Welt kommuniziert.

Stumpf weist Vorwürfe zurück

MCN-Präsident und Millenium-Stiftungsvorstand Ferdinand Birkner sagte etwa am 15. Dezember 2000: "Die Gesellschafter sind von einer positiven Entwicklung des Unternehmens überzeugt und glauben an die Ertragsfähigkeit der MCN." Anfang Jänner 2001, also keine drei Wochen später, brachte MCN einen Ausgleichsantrag beim Wiener Handelsgericht ein. Die Strafanzeiger vermuten nun, dass der Ausgleich bereits im Dezember 2000 beschlossene Sache war und kritisieren, dass die Gläubiger zu spät informiert wurden. Die seien durch den Ausgleich mit einer Quote von 40 Prozent um rund 15 Millionen Euro umgefallen, womit auch der entstandene Schaden beziffert wird. Georg Stumpf weist die Vorwürfe gegenüber "Format" zurück: "Ich habe keinerlei Kenntnis von Ermittlungen. Der Ausgleich der MCN wurde vor fast sieben Jahren von einem Gericht ordentlich abgewickelt. Ich habe damals selbst noch viel Geld nachgeschossen, um den Ausgleich zu ermöglichen." (red)