Linz - Soll das Linzer Kunstmuseum Lentos ein Minderheitenprogramm sein oder ein Publikumsmagnet? Die Grundsatzfrage stand am Mittwochabend im Mittelpunkt einer Diskussionsveranstaltung im Linzer Landesmuseum. Anlass dazu gab der in den Medien seit einiger Zeit diskutierte Besucherschwund im Lentos. Teilnehmer am Podium waren Landeshauptmann und Kulturreferent Josef Pühringer, Vizebürgermeister und Kulturreferent von Linz Erich Watzl, Stadtrat Klaus Luger und Lentos-Direktorin Stella Rollig.

Äpfel und Birnen

Das Lentos sei ein Haus mit internationalem und zeitgenössischem Anspruch und einem sehr dichten Programm, erklärte Rollig. Linz sei aber keine Metropole und man dürfe deshalb "nicht Äpfel mit Birnen vergleichen". Es sei wichtig, zwischen zwei Museumstypen zu unterscheiden. Der eine definiere sich durch "Blockbuster" mit hohen Besucherzahlen. Der andere - und das entspreche ihrer Vorstellung eines idealen Museums - sei ein Wissens- und Bildungsort mit selbstbewussten und hohen inhaltlichen Vorgaben.

Es sei sicherlich schwierig, zeitgenössische Kunst zu vermitteln, erklärte Pühringer. Marketing bilde dabei ein wichtiger Teil. Bewerben könne man allerdings nur ein gutes Produkt. Die Qualität eines Museums dürfe jedoch nicht unter dem Quotendruck leiden, so Pühringer weiter. Ein Museum habe auch noch andere wichtige Aufgaben. Das betreffe vor allem den Bildungsauftrag. Es müsse jedoch im Interesse aller Kulturhäuser liegen, die Besucherzahlen zu steigern. Im Hinblick auf Linz 09 setze er deshalb auch große Hoffnungen auf eine verstärkte Zusammenarbeit und Vernetzung der Linzer Museen. Denn durch einen gemeinsamen Auftritt könnten während des Jahres als europäische Kulturhauptstadt größere Besucherkreise angesprochen werden. Deshalb wolle er die Vertreter von Stadt und Land diesbezüglich zu Gesprächen einladen.

Ein Museum brauche Subventionen, das sei völlig klar, erklärte Luger. Er halte jedoch angesichts der Besucherzahlen im Lentos nichts vom "Schönreden", betonte der Stadtrat. Deshalb fordere er klare Konzepte, wie Menschen an zeitgenössische Kultur herangeführt werden könnten. "Ich leide jedes Mal, wenn qualitativ hochwertige Ausstellungen nicht genügend Besucher anlocken", so Luger. Er sehe einen massiven Nachholbedarf in der Vermittlung. Denn man müsse Menschen dort abholen, wo sie mit ihrem Bildungsstandard stehen.

Watzl betonte, dass der Standort Linz ein Recht auf ein buntes und qualitätsvolles Angebot habe. Diese Anforderungen würden vom Lentos auch erfüllt. Er plädierte vor allem für eine stärkere Kommunikation über die Landesgrenzen hinaus. "Wir dürfen unser Licht nicht unter den Scheffel stellen", so der Vizebürgermeister abschließend. (APA)