Die Linzer Werkstatt für Frieden und Solidarität demonstriert gegen das "Kriegscasting".

Foto: Markus Rohrhofer
Linz/Salzburg - Eine Security-Firma im Osten Deutschlands sucht derzeit in Salzburg und Oberösterreich Trainingspersonal für den Einsatz der US-Armee im Irak. Die amerikanischen Soldaten sollen unter Mitwirkung des Trainingspersonals im richtigen Umgang mit der dortigen Zivilbevölkerung geschult werden. Die Linzer Werkstatt für Frieden und Solidarität hat in einer Presseaussendung am Donnerstag gegen die von ihr als "Kriegscasting" bezeichnete Suche protestiert.

Die deutsche Firma hat Inserate geschaltet, in denen "arabisch sprechende Statisten m/w" gesucht werden. Gefragt wird nach Personen aus dem Irak oder aus einem anderen arabisch/kurdisch sprechenden Land. Für die nicht näher genannte Beschäftigung werden pro Tag ab 100 Euro Verdienst, weiters "An- und Abfahrt sowie Unterkunft und Verpflegung frei" geboten. Casting-Termine für Interessierte sind in Salzburg und Linz vorgesehen.

Trainingscamp

Eine Firmensprecherin bestätigte auf APA-Anfrage, dass Trainingspersonal erstmals auch in Österreich gesucht werde. Es sei ein Trainingscamp für amerikanischen Soldaten geplant, um diese den richtigen Umgang mit der irakischen/afghanischen Zivilbevölkerung zu lehren. Es gehe nicht um einen Film, sondern um ein realistisches Training zur Vorbereitung von US-Soldaten auf ihren Einsatz im Irak.

Durch ein Rollenspiel auf einem Militärgelände in Deutschland sollen sie mit arabisch/irakischen Traditionen, Gepflogenheiten und Gewohnheiten vertraut gemacht werden, informiert die Homepage der Firma. Ziel sei es, unbeabsichtigte Fehler im Umgang mit der Bevölkerung zu vermeiden, die von den Terroristen benutzt werden könnten, um die Bevölkerung gegen die Amerikaner anzustiften.

"Realistisches Szenario"

Die Statisten sollen helfen, ein "realistisches Szenario" zu entwerfen. Sie werden unter anderem als Verkäufer, Cafébesitzer, Handwerker oder Teilnehmer einer Demonstration eingesetzt , um nachgebaute, irakische Dörfer mit Leben zu füllen. Die Teilnehmer müssen aus Sicherheitsgründen während der gesamten, drei Wochen dauernden Schulung auf dem Militärgelände bleiben und dürfen es nur etwa für dringende Arztbesuchen oder bei einem Abbruch der Übung verlassen. Auch die Benutzung von Mobiltelefonen ist nicht erlaubt, ebenso das Trinken von Alkohol und der Konsum jeglicher Drogen.

Kritik

Die Linzer Werkstatt Frieden und Solidarität kritisierte in einer Presseaussendung die "Ungeheuerlichkeit, dass die US-Armee über eine private Mittelsfirma in Österreich Menschen für Trainingscamps anheuert, um die Kriegs- und Besatzungseinsätze in Irak und Afghanistan einzuüben, die bereits Hunderttausenden Menschen das Leben gekostet haben". In Österreich gelte immer noch das Neutralitätsgesetz, die Anheuerung von Menschen für kriegsführende Armeen - und sei es auch nur als "Statisten" - habe hier nichts verloren. Die Friedensaktivisten forderten die Regierung auf, die Tätigkeit solcher "dubiosen Anwerbefirmen" sofort zu unterbinden. Sie haben sich in der Vergangenheit unter anderem gegen eine drohende NATO-Anbindung und Beteiligung an einer EU-Armee sowie gegen den Abfangjägerkauf ausgesprochen. (APA)