Wien - Ein vereinsamter Dichter, der Teufel auf Erden oder Generationskonflikte im Familien-Clan eines Bestattungsunternehmens stehen auf dem Saisonprogramm 2008 der Neuen Oper Wien, gab Intendant Walter Kobera am Donnerstag auf einer Pressekonferenz bekannt.

Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der komischen Oper ("Tragische Stoffe gibt es schon viele"), zu sehen sein werden die Produktionen - allesamt Ur- oder österreichische Erstaufführungen - in Wien, Bregenz und Belgrad. Dass der Mensch ohnehin viel böser ist als der Teufel wird die Neue Oper Wien zu Beginn ihrer neuen Saison zeigen. Der Komponist Detlev Glanert, dessen komisches modernes Musiktheater "Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung" auf der Vorlage von Christian Dietrich Grabbe aus dem Jahr 1821 basiert, versprach, dass auch auch in den Texten von Jörg W. Gronius "vom groben Schwank bis zum subtilen Witz" alles zu finden sei.

Vorfreude auf "Wahnwitz"

"Das Publikum scheint sehr, sehr glücklich zu sein", berichtete Glanert von den Reaktionen auf die rund neun Inszenierungen seit der Entstehung der Oper 1999/2000 in Halle. Die österreichische Erstaufführung findet am 19. Februar in der Halle E des Museumsquartiers statt. Regisseurin Nicola Raab: "Ich freue mich auf den Wahnwitz!"

Auch in der zweiten Opern-Produktion des Jahres "Eine Marathon-Familie" zeichnet Nicola Raab für die Inszenierung und Walter Kobera für die musikalische Leitung verantwortlich. Laura Berman, Künstlerische Leiterin für "Kunst aus der Zeit" der Bregenzer Festspiele, wo das Stück am 20. August uraufgeführt wird, bezeichnete die Oper der Serbin Isidora Zebeljan als "typisch für Osteuropa": Die traditionelle, regionale Musik werde nicht durch "elektronische Musik komplett weggedroschen". Der Tod als einzig zuverlässiges Geschäft steht im Zentrum der Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen, die auf der Drehbuch-Vorlage von Dusan Kovacevic beruht. Auch sie sei "wunderschön komisch", versicherte Raab, wobei aber auch die Sozialkritik nicht zu kurz komme. Am Jugoslawischen Schauspieltheater Belgrads wird "Eine Marathon-Famile" am 14. und 15. Oktober zu sehen sein, bevor sie ab dem ab dem 22. Oktober ebenfalls in die Halle E des Museumsquartiers nach Wien kommt.

Posaunenkonzert und Jelinek

Zu einem nicht ganz so komischen Doppelabend in der Remise in Wien lädt die Neue Oper ab dem 18. November ein. "FUGE-UNFUG-E", eine Uraufführung, ist ein Monodram, das auf Elfriede Jelineks Stück "er nicht als er" basiert. Dieter Kaufmann hatte eigentlich "aus Lust und Laune angefangen, ein Posaunenkonzert zu schreiben", als ihm Jelineks Werk in die Hände fiel, das er dann mit seiner Komposition verschmelzen ließ. In "er nicht als er" sei Jelinek "einmal nicht verbissen, schimpfend", sondern mache dem vereinsamt gestorbenen Dichter Robert Walser eine regelrechte Liebeserklärung, sagte Kaufmann. Zweiter Teil des Abends ist "what next?" (österreichische Erstaufführung) von Elliott Carter. Die 1990 entstandene Oper Carters, der 2008 seinen 100. Geburtstag feiern wird, dreht sich um sechs Personen, die sich nach einem Unfall im Schockzustand befinden und wieder zueinander finden müssen. (APA)