Sie kochen in Schreiners Gastwirtschaft (v. li.): Thomas Schreiner, Thomas Mantey, Jurraj Nosko.

Foto: Gerhard Wasserbauer
Foto: Gerhard Wasserbauer
Foto: Gerhard Wasserbauer

Fotos: Gerhard Wasserbauer

Foto: Gerhard Wasserbauer
Schreiners Gastwirtschaft ist ein wunderbar erhaltenes Beisl mit Terrazzo-Boden, Uralt-Schank und jeder Menge Atmosphäre. Schon bisher war es hier angezeigt, mindestens einen Tag im Voraus zu reservieren, um sich einen der wenigen Tische zu sichern. Schließlich gilt die Küche von Thomas Schreiner (hat bei Alfons Schuhbeck gelernt) und Koch Juraj Nosko seit Jahren als eine der aufmerksamst betreuten unter den Wiener Edelbeisln. Dazu der herzliche, unprätentiöse Service durch Co-Chefin Angela Schreiner, die gut sortierte und mehr als fair kalkulierte Weinkarte, der entzückende Hofgarten mit Blick ins Grüne. Im Vergleich dazu kann sich so manches als Über-Wirtshaus gefeierte Lokal warm anziehen.

Jetzt erst recht. Seit September ist mit Thomas Mantey nämlich ein weiterer wunderbarer Koch zum Team gestoßen. Der Neue ist ursprünglich aus Köln, was Vorurteilen manch eingefressener Patrioten zufolge so ziemlich die schlechtest mögliche Herkunft für einen Wiener-Küche-Koch sein dürfte - aber das hat auch sein Gutes: So wird einem der Tisch zumindest nicht von derlei bornierten Gscheiterln streitig gemacht. Mantey kochte bisher bei Fabios, war Stammgast bei den Schreiners und soll den Patron freispielen, damit dieser mehr Zeit für seine Gäste hat. Die Linie ist mit ihm in Nuancen puristischer geworden, das Augenmerk auf gute Grundprodukte, ganz besonders beim Fleisch, ist gleich geblieben. Den einen oder anderen Schlenker ins Italoide hatte sich Schreiner bereits erlaubt, mit dem Koch von Fabio wird das noch akzentuiert werden.

Schlichte Eleganz

Wachtel auf Vogerlsalat ist ein typisches Beispiel für die schlichte Eleganz, mit der hier gekocht wird: die Brust rosa und saftig gebraten, die Keule in hauchzartem Backteig knusprig frittiert, dazu nichts als ein cremiges Wachtelspiegelei und der zart marinierte Salat - leicht, pur, überaus appetitlich. Geröstete Nieren mit frischem Majoran sind besser, als man sich's wünschen könnte, die Schweinsnierndln nach alter Schule vorab in Milch gelegt und dementsprechend mild, gleichzeitig aber mit ordentlichem Biss, saftig, in einem wunderbaren Saftl von erfrischender, fruchtiger Säure.

Dagegen haben es "Gute Nudeln mit Mini-Sepia, Paradeiser und Chili" ziemlich schwer. Die frische Pasta mag von guter Qualität sein, sie wurde halt gar weich gekocht. Dafür macht der Wildschweinrücken ordentlich was her: kerniges, gut gebratenes Fleisch, ein bei aller Molligkeit richtig intensives Maronipüree und exzellente Holundersauce, von der aber viel zu wenig am Teller war. Pflicht, wenn sie auf der Karte stehen: Die doppelt gefüllten Mohnknödel mit einer Extraschicht zart schmelzender weißer Schokolade: So böse, dass sie richtig gut sind! (Severin Corti/Der Standard(rondo/09/11/2007)