Wenn ÖVP-Chef Wilhelm Molterer seinen Abgeordneten Fritz Neugebauer losschickt, um mit der SPÖ zu verhandeln, dann finden das bei den Schwarzen alle lustig, wie "der Fritz" den Roten einschenkt. Wenn Neugebauer aber in eigener Sache verhandelt, wenn er als Chef der Gewerkschaft öffentlicher Dienst auftritt, dann vergeht dem Vizekanzler Molterer das Lachen. Bei den Gehaltsverhandlungen ist Neugebauer der Regierung gleich mit der eingetretenen Türe ins Haus gekracht: Vier Prozent mehr, und zwar flott. Sonst könnte gestreikt werden, so die Drohung.

Das ist nicht die feine englische Art. Eigentlich ist es überhaupt keine Art. In der zweiten Runde von Gehaltsverhandlungen gleich die Keule auszupacken und einen Streik der Beamten in den Raum zu stellen gehört sich nicht. Das ist völlig unangemessen. Dazu ist auch der Streik als gewerkschaftliche Maßnahme ein zu bedeutendes Mittel, als dass man ihn in eigener Sache so fahrlässig im Poker um ein paar Prozentpunkte auf oder ab einsetzen könnte. Noch dazu, wo es den Beamten - auch finanziell - gutgeht.

Vier Prozent mehr, das ist "überzogen", wie Beamtenministerin Doris Bures und ÖVP-Chef Molterer, diesmal wohl in seiner Funktion als Finanzminister, irritiert feststellten. Als erste Forderung, um in Verhandlungen einzusteigen, mögen vier Prozent in Ordnung sein, als ultimative Bedingung, unterlegt mit einer Streikdrohung, sind sie es nicht. Mit den Biennalsprüngen kämen die Beamten damit im kommenden Jahr sogar auf eine Steigerung von 5,2 Prozent. Zum Vergleich: Die Metaller kamen zuletzt auf ein Plus von 3,6 Prozent, die Mindestpensionen wurden um 2,9 Prozent angehoben - und da gab es schon helle Aufregung. Die wäre angesichts des unverschämten Auftretens der Beamtengewerkschaft erst recht angebracht. (Michael Völker/DER STANDARD, Printausgabe, 23.11.2007)