Wien - Nach Englands Scheitern an der EM-Qualifikation ist weder Jubel bei den um die öffentliche Sicherheit Besorgten noch Trauer bei den um ihr Geschäft Besorgten angebracht. Engländer (und Schotten) werden im Juni nach Österreich und in die Schweiz kommen, Tausende, wie von der britischen Botschaft in Wien angenommen wird.

Adam Radcliffe, britischer Fußball-Attaché in Wien, ist fest davon überzeugt, dass die Kontakte zu den EURO-Organisatoren, der Exekutive und den anderen Einsatzkräften nicht vergeblich geknüpft wurden. Auch hat er nicht vergeblich Deutsch gelernt.

Gestützt wird diese Annahme durch renommierte englische Kommentatoren. "Have passport, have passion, will travel", beschrieb Henry Winter schon vor dem Aus der Engländer unter dem Titel "English fans march on" im Daily Telegraph die Einstellung des Anhangs. Winter rechnet mit 40.000 Reisenden, bis zu eine Viertelmillion wären es gewesen, hätten sich die "Three Lions" qualifiziert.

Bei Alexander Tajti, dem Geschäftsführer des rund 300 stehende und sitzende Gäste fassenden Flanagans Irish Pub Vienna beim Schwarzenbergplatz, hinterlassen solche Zahlen schon gewisse Wehmut. "Natürlich wird es etwas ruhiger sein, weil sich England nicht qualifiziert hat. Geschäftlich wäre das ein Selbstläufer gewesen." Schließlich sei es so, dass sein Pub, eines der größten Österreichs, schon einen gewissen Ruf genieße. "Die Fan-Gruppen drucken vor Auswärtsspielen eigene Programmhefte, in denen auch steht, wo es abseits des Spiels schön ist. Da scheinen wir auf." Auch deshalb war im Flanagans bei Englands Wiener Gastspiel vor einer Woche ordentlich etwas los.

Punkto Sicherheit werden die Engländer, so sie es überhaupt gewesen wären, nicht mehr das Hauptproblem sein. Ohne eigene Mannschaft beim Turnier hält sich normalerweise auch der nationale Furor in Grenzen. Engländer kommen überallhin. Wer wo sonst noch zu fürchten ist, steht ohnehin erst nach der Auslosung der Endrunde am 2. Dezember in Luzern fest. (Sigi Lützow, DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 23. November 2007)