Freetown/Frankfurt - Mehr als 150 Millionen Frauen weltweit sind beschnitten. Jeden Tag müssen sich nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen 6000 Mädchen dem brutalen Ritual unterziehen. Viele überleben es nicht. Den anderen machen chronische Schmerzen und gefährliche Infektionen zu schaffen, der Verlust der sexuellen Empfindungsfähigkeit, lebensgefährliche Komplikationen bei Geburten. Allein in Deutschland sind nach Angaben von "terre des femmes" weit mehr als 20.000 Frauen aus Ländern, in denen solche Genitalverstümmelungen Brauch sind. Mehrere tausend Mädchen seien auch in Deutschland in Gefahr, beschnitten zu werden. Nicht mit Vorhautbeschneidung zu vergleichen "Genitalverstümmelung ist eine schwerwiegende Menschenrechtsverletzung und in ihren psychischen und physischen Konsequenzen für die Betroffenen nicht mit der männlichen Vorhautbeschneidung zu vergleichen", protestieren MenschenrechtlerInnen. Es handle sich daher nicht um eine "kulturelle Angelegenheit", in die sie sich nicht einmischen dürften. "Die Qualen, die Mädchen während des Eingriffs ertragen müssen, sind nur der Anfang lebenslangen Leids", setzt auch das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF auf Aufklärung. In einigen Ortschaften meldet die Weltorganisation erste Erfolge: So beschlossen 31 Dörfer im Senegal, Mädchen nicht mehr zu beschneiden. Traurige Praxis trotz Verbots Dennoch bleibt die Verstümmelung weiblicher Geschlechtsorgane in rund 30 Ländern Afrikas sowie einigen Ländern Asiens und im Mittleren Osten verbreitet. In manchen Regionen werden nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen bis zu 90 Prozent aller Mädchen beschnitten, meist wenn sie zwischen vier und acht Jahren alt sind. "Auch wo der Eingriff verboten ist, besteht die Praxis häufig weiter und wird nur selten verfolgt", beklagt UNICEF. "Allheilmittel" gegen "Untugenden" Die Beschneidung werde in Familien oft als "Allheilmittel" gesehen, berichtet der Berufsverband der Frauenärzte in München. Sie steht für Tugend, Treue und die Ehre der Familie. Manche meinen gar, mit dem Eingriff werde die Fruchtbarkeit der Frau gesteigert. Andere rechtfertigen das Ritual mit hygienischen und ästhetischen Gründen. "Das eigentliche Motiv liegt jedoch in der Unterdrückung der weiblichen Sexualität und der Kontrolle der Fruchtbarkeit der Frau", betont "terre des femmes". Die Ursprünge der weiblichen Beschneidung sind nicht klar. Die Praxis sei in keiner der großen Religionen vorgeschrieben, erstrecke sich über ethnische und kulturelle Grenzen. Nach Informationen der Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Zahl der Beschneidungen in Europa, Kanada und den USA zugenommen. Die Familien, die Beschneidungen in Auftrag geben, äußern sich nicht, die betroffenen Mädchen und Frauen stellen sich kaum gegen die eigene Verwandtschaft. (AP/red)