Paris - Die Idee internationaler Produktionsstätten für Atombrennstäbe sollte im Streit zwischen dem UN-Sicherheitsrat und dem Iran um dessen Atomprogramm geprüft werden. Das erklärte EU-Außenbeauftragter Javier Solana am Donnerstag. "Nur eine multilaterale Lösung kann diese Krise beenden", betonte Solana bei einer Konferenz über Europapolitik in Paris.

Die Idee, internationale Urananreicherungs-Zentren unter multilateraler Aufsicht zu schaffen, sei schon seit einiger Zeit diskutiert worden. Diese Diskussion sollte jetzt vertieft werden, meinte der EU-Chefdiplomat, der Freitag nächster Woche voraussichtlich mit dem neuen iranischen Atomunterhändler Said Jalili in London zusammenkommen wird.

Solana soll zudem dem UNO-Sicherheitsrat über die Bereitschaft des Iran Bericht erstatten, sein Anreicherungsprogramm auszusetzen. Die fünf Ständigen Sicherheitsratsmitglieder und Deutschland wollen auch auf der Grundlage dieses Berichts über neue Sanktionen gegen Teheran entscheiden.

Die Idee einer international überwachten Brennstäbe-Produktion wurde vom Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA (IAEO), Mohamed ElBaradei, lanciert. Damit solle das Risiko gesenkt werden, dass Staaten aus ihren eigenen Anreicherungsstätten Atommaterial für militärische Zwecke abzweigen.

Russland hat die Schaffung einer Brennstäbe-Bank in Sibirien unter IAEA-Kontrolle vorgeschlagen. Andere Vorschläge, wie etwa des Golfkooperationsrates (GCC), sehen ein internationales Konsortium mit Sitz in der Schweiz vor. Der Iran hat sich bisher allerdings von derartigen Ideen wenig begeistert gezeigt.

Solana meinte, die Entscheidung Teherans, die Urananreicherung fortzusetzen, während das einzige, noch in Bau befindliche Atomkraftwerk mit Brennstäben aus Russland beliefert werde, schaffe ein "Vertrauensproblem". (APA/Reuters)