Innsbruck - In Tirol, dem Bundesland mit der größten Fläche an Schutzwald, soll mehr Holz aus den sensiblen Gebirgswäldern geholt werden - auch um die Schutzfunktion vor Lawinen und Erdrutschen zu stärken. "Das Land kann durch Bewirtschaftung des Waldes sicherer gemacht werden", sagt Agrarlandesrat Anton Steixner und verweist auf eine jüngste Studie des Bundesamtes für Wald zu den schlummernden Holzreserven. Jährlich könne demnach die genutzte Holzmenge um 20 Prozent erhöht werden, "um einen mit Holz beladenen Güterzug von 10 Kilometern Länge".

Ein Gutteil dieses Holzpotenzials bergen die Schutzwälder, deren Anteil bei zwei Dritteln der Waldfläche des Landes liegt, doppelt so viel wie bundesweit. Am meisten Holz steckt laut dem Obmann des Tiroler Waldverbandes, Josef Heim, in den kleinen Privatwälder (bis zu fünf Hektar), die 36 Prozent der Waldfläche abdecken.

Diese Wälder werden weniger gepflegt, weniger bewirtschaftet, weil es sich ökonomisch in den Steillagen kaum rentiert, aus Sicherheitsgründen nur eine kleinflächige Nutzung möglich ist und vor allem, weil sich die Besitzerstruktur ändert, sagt Landesforstdirektor Hubert Kammerlander. Bauern seien mit der Landwirtschaft mehr denn je eingedeckt, Nebenerwerbsbauern kümmern sich um den Hof, "weil die Kuh schreit - der Wald schreit ja nicht." Und der Anteil der Nicht-Bauern unter den Eigentümer, an "hoffernen" Waldbesitzern nehme zu.

"Wir müssen Gas geben", meint Steixner. Die Szenarien von Naturgefahren seien ernst zu nehmen. "Und der Wald ist nach wie vor mit Abstand der billigste Schutz". Die Kosten pro Hektar Lawinenverbauung werden mit etwa 500.000 Euro beziffert, Schutzwaldpflege kostet rund 200.000 Euro in 100 Jahren.

Die Herausforderung besteht laut Kammerlander darin, die Privatbesitzer kleiner Waldflächen durch finanzielle und organisatorische Hilfen zur Bewirtschaftung zu motivieren. Helfen soll das "Forstservice", eine vom Waldbesitzerverband gegründete Tochterfirma des bäuerlichen Maschinenrings. Das Service organisiert die Waldbewirtschaftung und bemüht sich um einen Zusammenschluss kleiner Holzlieferanten, damit diese für die Sägewerk als Kunden attraktiver werden. (Benedikt Sauer/DER STANDARD, Printausgabe, 23.11.2007)