Generationen sind mit ihm groß geworden, und er hat in 35 Jahren unzählige Tag- und Nachtschwärmer durchgefüttert. Jetzt droht der Bund dem "Warmen Hans" den Wurstkessel abzudrehen.

Foto: Standard/ Alfred Habitzl
Linz - Irgendwann endet jeder Abend beim "Warmen Hans". Der Traditionswürstlstand im Finanzgebäude West am Linzer Hauptplatz ist für viele das kulinarische Finale einer Beisltour in der Altstadt. Ein (oder zwei) Pusztalaibchen - höllisch scharf, aber hausgemacht - oder ein "Warmer-Hans-Bosna-Burger" sind ein ungeschriebenes Gesetz nach einer kräfteraubenden Präsenz im Linzer Nachtleben. Dem kommen stets die nächtlichen Öffnungszeiten entgegen: Am Freitag und am Samstag etwa brodelt der Wurstkessel noch im Linzer Morgengrauen. Roter Würstl-Treff Doch jetzt droht dem "Warmen Hans" nach 35 Jahren an der Würstl-Front das Aus. Grund dafür ist ein geplanter Ausbau der Linzer Kunstuniversität, die im angrenzenden Gebäude beheimatet ist. Anfang Oktober flatterte der "Hansl-Wirtin" Rita Lehner ein Schreiben der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) in den Stand. Der BIG gehört die Fläche, auf der die Würstlbude steht. Mitgeteilt wurde Lehner, dass man plane, den derzeit noch unbefristeten Mietvertrag mit Ende 2009 auslaufen zu lassen.

Für die fünf Damen vom Grill - neben Lehner arbeiten noch vier Angestellte beim "Warmen Hans" - war die Nachricht ein Schock. "Wir werden für unseren Familienbetrieb kämpfen, es wäre ewig schade darum. Aber leider wissen halt die Herren in Wien nicht, was der 'Warme Hans' für Linz ist", seufzt Lehner im Gespräch mit dem Standard. Aber noch ist nicht aller Tage Abend im Würstl-Reich, und bei Rita Lehner steigt derzeit auch der Ärger über jene, die beim "Hans" die Rollläden schon für immer herunten sehen. "So manche Medien haben berichtet, dass wir fix zusperren müssen. Dabei ist jetzt noch alles offen, und es gibt eine sehr gute Gesprächsbasis mit der BIG", erzählt Lehner.

Die Würstlfachfrau ist daher auch guter Hoffnung, dass man sich "im Sinne einer österreichischen Würstelstand-Tradition" einigen werde. Ein Ersatzstandort kommt für Lehner aber nicht infrage: "So ein Stand ist keine Goldgrube, da musst du immer hart arbeiten. Wenn wir dann vielleicht weg vom Schuss sind, können wir zusperren." Zur Freude über die unzähligen Solidaritätsbekundung mischt sich bei Rita Lehner auch ein bisschen Angst. "Es ist schon klass, wenn sich so viele für uns einsetzten, aber ich befürchte halt, dass die BIG die Proteste in den falschen Hals kriegt." Wohl auch der Grund, warum die junge Linzer SPÖ ein für kommenden Sonntag um 20 Uhr angesetztes Solidaritätsfest vorm "Warmen Hans" kurzfristig wieder abgesetzt hat.

Aber rot dürfte an diesem Abend am Würstlstand dennoch nicht nur das Ketchup sein. "Es wird zwar kein offizielles Fest geben, aber wir werden was essen gehen", ver- rät die Linzer SPÖ-Nationalrats- abgeordnete Bettina Stadlbauer im Standard-Gespräch. Über die Homepage der Politikerin (www.bettina-stadlbauer.at) können übrigens jene, die um ihr "Burenhäutl" zittern, Protest-Bekundungen via E-Mail gleich direkt an die BIG senden.

Laut Stadlbauer hätten bereits 300 "Warme Hans"-Fans ihre Bestellung in Wien deponiert. "Na hoffentlich geht der Schuss nicht nach hinten los", bleibt Lehner skeptisch. Die Politikerin beruhigt: "Es schaut recht gut aus." Na, dann scheint ja das "schoafe Puszta-Semmerl" auch für Nachfolge-Generationen gesichert. (Markus Rohrhofer/DER STANDARD, Printausgabe, 23.11.2007)