Wien - Österreichische und ungarische Mathematiker, die ihre Karriere vorzugsweise im Ausland fortsetzen, unterscheiden sich in ihrer Motivation für die Abwanderung und in ihrer Wahl der Zielländer. Treibt heimische Forscher insbesondere die schlechten Karriereperspektiven, der geringe Leistungsgedanke und eine "Schrebergartenmentalität" vor allem nach Deutschland, so stehen bei den Nachbarn eher die angelsächsischen Länder aufgrund der besseren Verdienstaussichten hoch im Kurs, wie science.ORF.at jüngst über die Dissertation des Wissenschaftsforschers Andreas Breinbauer, der auch stellvertretender Rektor der Fachhochschule des bfi Wien ist, berichtete.

Ziel Breinbauers war, die "reinen Ursachen" der Abwanderung von Wissenschaftern aus ihre Heimat - bekannt unter dem Schlagwort Braindrain - zu untersuchen. Die Mathematik als "Papier- und Bleistiftdisziplin" bot dem gebürtigen Deutschen da ein geeignetes Studienfach. Der Geograf und Psychologe erhob Mathematiker mit österreichischem und ungarischem Geburtsort, die nach ihrer Ausbildung mehr als drei Jahre ohne Unterbrechung an Hochschulen oder in der Unternehmensforschung und -entwicklung im Ausland gearbeitet haben.

Zielländer

Die Befragung von 79 österreichischen und 124 ungarischen Mathematikern ergab: Etwa die Hälfte der Austro-Wissenschafter ist in Deutschland tätig, nachgeordnete Zielländer sind die USA, die Schweiz und Australien. Die ungarischen Kollegen zieht es vor allem in die USA, Kanada und Großbritannien. Eine Ursache dafür führt Breinbauer auf den Realsozialismus zurück: Schon damals habe es bereits eine stärkere Vernetzung der ungarischen Mathematik mit den USA zum Beispiel über Ko-Autorenschaft gegeben. Das Fach sei in Ungarn eine "ideologiefreie Zone gewesen, die die besten Leute angezogen hat". Sei die Migration zur damaligen Zeit erzwungen gewesen, so sei es heute eine freiwillige.

Einmal im Ausland angelangt sind es eher die Österreicher, die daran glauben dort "für immer" zu bleiben. Eine stärkere Heimatverbundenheit zeigte sich hingegen bei den ungarischen Mathematikern. (APA)