Bogota - Die kolumbianische Rebellenorganisation FARC ist nach Worten des venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez bereit, einige ihrer mehr als 40 festgehaltenen Geiseln freizulassen. Das sei seine Vorbedingung für eine Treffen mit FARC-Anführer Manuel Marulanda gewesen, und dieser habe sie akzeptiert, sagte Chavez. Der linksnationalistische Präsident Venezuelas hatte sich für eine humanitäre Lösung in dem Geiseldrama eingesetzt, bis die kolumbianische Regierung ihm in der vergangenen Woche das Vermittlungsmandat entzog.

Direkte Verhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und den Guerilleros wurden schon im Jahr 2002 abgebrochen. In den Händen der FARC ist auch die entführte Politikerin Ingrid Betancourt, von der am Donnerstag zum ersten Mal seit vier Jahren ein Lebenszeichen aufgetaucht war. Die Regierung in Bogota zeigte ein bei Mitgliedern der sichergestelltes Video. Darauf ist die 45-Jährige im Dschungel zu sehen: Abgemagert und mit apathischem Blick. Das sichergestellte Band ist fünf Wochen alt.

In einem Brief an ihre Mutter, der das Datum 24. Oktober trägt, erklärte sie: "Mir geht es körperlich nicht gut. Mein Appetit ist eingefroren, mein Haar fällt mir in großen Mengen aus." Auszüge des Schreibens erhielt die Nachrichtenagentur AP in Paris von Personen, die der Familie nahestehen. "Wir leben hier wie die Toten", schreibt sei weiter.

Betancourt, die auch die französische Staatsbürgerschaft hat, wurde im Februar 2002 während ihres Wahlkampfes um die kolumbianische Präsidentschaft von den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) verschleppt. Zuletzt war im August 2003 ein Video mit ihr aufgetaucht.

Fünf Bänder

Insgesamt fünf Bänder seien bei der Festnahme von drei mutmaßlichen FARC-Mitgliedern am Donnerstagabend beschlagnahmt worden, sagte der kolumbianische Unterhändler Luis Carlos Restrepo. Neben Betancourt sind darauf drei US-Bürger zu sehen. Die Aufnahmen Betancourts stammen vom 24. Oktober, die der Amerikaner von Anfang des Jahres. Die Truppen fanden auch mehrere Briefe der Geiseln, darunter auch den Brief Betancourts an ihre Mutter.

Die FARC halten ihre Geiseln zum Teil seit Jahren fest. Im Austausch für die Verschleppten verlangen die Rebellen die Freilassung Hunderter inhaftierter Gesinnungsgenossen. (APA/AP)