Absprachen
RAI-Präsident Claudio Cappon leitete eine interne Untersuchung ein, um herauszufinden, ob es tatsächlich Telefonate zwischen Schlüsselpersonen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und deren Counterparts beim privaten Konkurrenten Mediaset gegeben habe, um die politische Berichterstattung zu Berlusconis Gunsten zu beeinflussen - der Medienunternehmer war zum fraglichen Zeitpunkt Ministerpräsident (2001-2006). Dank Absprachen zwischen Chefredakteuren der Nachrichtensendungen von RAI und Mediaset soll man unter anderem versucht haben, die für Berlusconi nachteiligen Resultate der Regionalwahlen im Frühjahr 2005 mit regierungsfreundlicher Berichterstattung zu relativieren.
Nicht versanden lassen
Das angebliche Geheimbündnis zwischen Mediaset und RAI war bei Abhöraktionen anlässlich der Aufklärung des Bankrotts der Meinungsforschungsfirma HDC aufgedeckt worden ist. Die Ermittlung wird von der Mailänder Staatsanwaltschaft geführt. Während die Direktoren der RAI die Angelegenheit herunterspielen wollen, sind die Journalisten fest entschlossen, die Angelegenheit nicht versanden zu lassen.
"Schädliche Attacke"
Berlusconi sprach gestern, Donnerstag, von einer "schädlichen und unannehmbaren Attacke" gegen ihn und seinen Medienkonzern. "Man muss etwas unternehmen, um die Privatsphäre der Bürger zu schützen. Es ist inakzeptabel, dass abgehörte Telefongespräche in die Presse kommen, das verletzt die Freiheit der Personen", sagte Berlusconi. "Ich bin es gewohnt, seit meinem Einstieg in die Politik stets angegriffen zu werden. Ich werde immer noch als Feind betrachtet", erklärte der Oppositionschef. Er sprach von einer reinen Medieninszenierung, um den Weg zu einer TV-Reform in Italien zu beschleunigen und die Holding Mediaset zu zerschlagen.