Das Glück ist ein Vogerl, heißt es. Kurz verweilend und nur schwer zu erhaschen. Beim Essen verhält es sich ähnlich. Genuss soll es bringen, den Magen füllen, unkompliziert und obendrein gesund sein. In der Hektik des beruflichen Alltags lässt sich diese Kombination nur schwer auf eine Reihe bringen.

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Hamburger, Pizzaschnitte & Co, zwischendurch am Schreibtisch verputzt, siegen zumeist über das Bedürfnis eines bekömmlichen Mahls. Und abends, wenn der Magen erneut sein Recht einfordert, der Kühlschrank so gut wie leer ist, wird schnell ein Brot verschlungen. Denn Kochen erscheint zu aufwendig.

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Eine weit verbreitete Meinung, die Christian Wrenkh, Chef des gleichnamigen Lokals am Wiener Bauernmarkt, Küchenphilosoph und Erfinder der "Glücksküche" absolut nicht teilt. Mit einer Küchen-Ausstattung von lediglich 26 Zutaten könne in kürzester Zeit ein vollwertiges Gericht zubereitet werden.

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Den Großteil der dafür notwendigen Basics – bestimmte Gewürze, Öle, Gemüse, Pasta - hat wohl jede/r zuhause. Anders schaut es wahrscheinlich bei den so genannten "Glückskörnern" aus. Hafer, Quinoa, Gerste, Buchweizen, Hirse, Amaranth, Bulgur u.a. "nehmen nicht nur physisch Einfluss, sondern wirken auch seelisch", erläutert Christian Wrenkh.

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Wenn eine/m also nach dem alten Sprichwort der Hafer sticht, drücke es die Realität aus, dass dieses Getreide Energie-, Kraft- und Wärme spendend sei, Vitalität und Lebenslust fördere und somit im wahrsten Wortsinn glücklich mache. Doch beim Konzept der "Glücksküche", das der Lokalinhaber entwickelt hat, geht es um mehr als nur Körner.

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Und dieses Mehr heißt Reduktion auf das Wesentliche. "'Glück' in seiner ursprünglichen Wortbedeutung ist das leicht Gelungene, das ohne fremdes Zutun Errungene", erklärt Christian Wrenkh. Und folglich sei "Glücksküche" immer einfach, leicht, ohne Leistungsanspruch und diene der Entspannung.

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"Meine Arbeit handelt von der Wiederentdeckung des Selbstverständlichen beim Essen", meint der Vater dreier Kinder. "Ein schlicht klingender Ansatz, der aber reichlich Potenzial in sich birgt, wenn man bedenkt, dass Essen beim Kochen, das Kochen beim Einkaufen beginnt, ...

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... und das Einkaufen die letzte Handlung an der Spitze eines Eisberges ist, der oft mit den unschönen Worten ‚Agro Industrieller Komplex’ beschrieben wird. Der ganze Wust des modernen Nahrungsgeschehens ist sehr unübersichtlich und wird noch begleitet von schrillen Warnungen der 'Wissenschaft'".

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Um die Selbstverständlichkeit beim Kochen und Essen wieder unter die Leute zu bringen, gründete er im Vorjahr gemeinsam mit Jürgen Margetich den Kochsalon. Hier wird nach Einführung in die Grundlagen der "Glücksküche" zur gemeinsamen Tat geschritten.

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Die TeilnehmerInnen arbeiten an einem großen Arbeitstisch, der im Anschluss als Esstisch dient und erfahren neben praktischen Kochtipps vor allem, welche Lust das machen kann und auch wie Hierarchien aufgehoben werden.

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Denn "Gemüseputzen ist genauso wichtig wie Abwaschen, beim Kochen sind alle gleich, egal ob Chef oder Mitarbeiter", sagt Christian Wrenkh, dem das Essen am gemeinsamen Tisch, "das freundschaftliche Gastmahl" sehr wichtig ist: "An der gemeinsamen Tafel erleben die TeilnehmerInnen, dass selber kochen nicht nur zum guten Essen führt, sondern zu einem guten Leben".

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Wrenkh
Bauernmarkt 10, 1010 Wien
Tel.: ++43 (0) 1 533 15 26
www.kochsalon.at

Öffnungszeiten
Mo - Fr: 12:00 - 16:00
und 18.00 - 23:00
Sa und Fei: 18:00 - 23:00

Text: Dagmar Buchta
Fotos: Ursula Schersch

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