Bern - Freitag Nachmittag wurden die diesjährigen Balzan Preise für Wissenschaft im Rathaus in Bern vom Vizepräsidenten des Schweizer Bundesrats Pascal Couchep verliehen. Ausgezeichnet wurden damit der Gründer von "Menschen für Menschen", Karlheinz Böhm (79), die Präsidentin des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag, Rosalyn Higgins, der japanische Wissenschafter Sumio Iijima von der Meijo University, Nagoya, der Literaturwissenschafter Michel Zink vom College de France in Paris sowie die beiden Immunologen Jules Hoffmann von der Academie des Sciences in Paris und Bruce Beutler vom The Scripps Research Institute, La Jolla in Kalifornien.

Die vier Balzan Preise für Wissenschaft sind mit einer Million Schweizer Franken (ca. 600.000 Euro) dotiert, wobei die Hälfte des Betrages für Forschungsprojekte sowie für die Förderung vorzugsweise junger, von den Preisträgern benannter Forscher vorgesehen ist. Der Sonderpreis für Humanität, Frieden und Brüderlichkeit ist hingegen mit zwei Millionen Schweizer Franken (ca. 1.200.000 Euro) dotiert.

Begründungen

Das Preisverleihungskomitee der Internationalen Balzan Stiftung begründete die Auszeichnungen folgendermaßen:

  • Balzan Preis für Humanität, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern

    Karlheinz Böhm (Österreich), "für ein Lebenswerk im Dienst der Humanität und des Friedens, für ein ungewöhnliches persönliches Engagement, für ein außerordentlich erfolgreiches Netz von konkreten Fördermaßnahmen in Äthiopien, einem der ältesten und ärmsten Kulturländer der Erde".

  • Balzan Preis für Völkerrecht seit 1945

    Rosalyn Higgins (Großbritannien), Präsidentin des Internationalen Gerichtshofes, Den Haag, "für ihre grundlegenden Beiträge zur Entwicklung des Völkerrechts seit dem Zweiten Weltkrieg, sowohl als Wissenschafterin wie als Richterin und Gerichtspräsidentin; für ihre klaren und präzisen, vernünftigen und konstruktiven, zugleich auch innovativen und wertorientierten, der Rechtsstaatlichkeit und den Menschenrechten verpflichteten Bücher, Dokumentensammlungen, Artikel und Gerichtsurteile; für ihre führende Rolle in der Stärkung und Weiterbildung des modernen internationalen Rechts".

  • Balzan Preis für Nanowissenschaften

    Sumio Iijima (Japan), Meijo University, Nagoya, "für seine Entdeckung der Kohlenstoffnanoröhrchen, insbesondere der einwandigen Kohlenstoffnanoröhrchen, und die Erforschung ihrer Eigenschaften".

  • Balzan Preis für europäische Literatur (1000-1500)

    Michel Zink (Frankreich), Collège de France, Paris, "für seine grundlegenden Beiträge zum Verständnis der französischen und okzitanischen Literatur des Mittelalters als ein entscheidendes Kapitel in der Herausbildung der europäischen Literatur der Nachantike, für seine Neuinterpretation des Verhältnisses von mittelalterlicher und neuzeitlicher Literatur, für seine bahnbrechenden Initiativen, um die Literatur des Mittelalters wieder ins kulturelle Gedächtnis Frankreichs und Europas zurückzubringen".

  • Balzan Preis für angeborene Immunität

    Jules Hoffmann (Frankreich), Académie des Sciences, Paris, und Bruce Beutler (USA), The Scripps Research Institute, La Jolla, Kalifornien, "für ihre Entdeckung der genetischen Mechanismen, die der angeborenen Immunität zugrunde liegen. In enger Zusammenarbeit haben sie eine neue Konzeption der molekularen Abwehrmechanismen entwickelt, welche alle Organismen, die primitivsten wie die am höchsten entwickelten, gegen Infektionsagenten aktivieren. Ihre Arbeiten führen zu viel versprechenden medizinischen Applikationen".

    (red)