Die Bewag-Zentrale

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Eisenstadt - Die Bewag-Unternehmensgruppe erwarte sich vom Verkauf von Beteiligungen in den Bereichen Öko-Energie, Telekom und Elektronik-Produktion einen Verkaufserlös von mehr als 100 Mio. Euro, so Vorstandssprecher Hans Lukits bei einer Pressekonferenz. Eine Beteiligung an der Bewag selbst stehe nicht zur Disposition und sei gesetzlich auch gar nicht möglich. Der Verkauf von Beteiligungen habe auf das Stromgeschäft der Bewag "überhaupt keinen Einfluss".

Für die Öko-Energie, Telekom und Elektronik-Produktion wolle man jeweils einen "starken Partner" suchen. Es werde ein transparentes und EU-konformes Verfahren geben, so Lukits: "Wir planen, das ganze Verfahren im Laufe des nächsten Kalenderjahres umzusetzen." Vielleicht werde man auch noch ins Jahr 2009 hineinkommen. Auch die Mitarbeiter sollen in die Kommunikation eingebunden und laufend informiert werden.

Bei der Austrian Wind Power (AWP) sei geplant, einem Investor 49 Prozent anzubieten. Die 49 Prozent wolle man gleichzeitig als "Hebel" verwenden, um die Investitionen in einer neu zu gründenden AWP Ausland - in ihr sollen alle Auslandsbeteiligung platziert werden - finanzieren. Bei der AWP Ausland werde die Bewag künftig über die Sperrminorität verfügen.

Alleine im Bereich Windenergie seien derzeit Projekte im Ausmaß von 1.500 Megawatt in Entwicklung, so Lukits: "Wenn wir nur 50 Prozent realisieren, ist das ein Investitionsvolumen von einer Mrd. Euro." Für die Projektfinanzierung benötige man 20 Prozent Eigenkapital - sprich 200 Mio. Euro - um eine langfristige Bankfinanzierung zu bekommen, bei der nicht das Unternehmen, sondern das Projekt hafte.

Windpark wird nicht verkauft

"Es wird kein einziger Windpark verkauft", auch einen Verkauf einzelner Windräder werde es nicht geben, erklärte der Bewag-Vorstand. Es werde ein Geschäftsanteil an der Austrian Wind Power verkauft. Der gleiche Investor müsse sich bereiterklären, die Investitionsstrategie im Ausland mitzufinanzieren. Eine ähnliche Strukturierung habe man auch bei den Biomasseprojekten geplant.

Im Bereich Telekommunikation (B.net Burgenland Telekom und ungarische Beteiligungen bzw. B.net Hrvatska) sei geplant, einem Investor bis zu 74,9 Prozent anzubieten. Die Bewag werde in einem Zeitraum von drei Jahren eine Sperrminorität halten, dann soll es Lösungen mit Put- und Call-Optionen auf den restlichen Anteil geben.

In den vergangenen Jahren sei man in diesen Bereichen "von den besten Adressen" national und international hofiert worden, Anteile abzugeben, so Lukits. Praktisch die gleiche Vorgangsweise wie im Telekommunikationsbereich plane man für die Becom. Es gehe darum, im Prozess den besten Partner zu finden. Zunächst wolle man den Verkaufsprozess im Bereich Ökostrom beginnen, man könne nicht gleichzeitig alle drei Prozesse starten.

Parteien üben Kritik

Kritik kam am Freitag erneut von ÖVP, FPÖ und Grünen: "Atomstrom statt Windenergie, das scheint der neue Energiekurs im Burgenland zu sein", erklärte ÖVP-Landesgeschäftsführer Dietmar Halper in einer Aussendung. Die FPÖ verlangte, dass "ein Teil der Erlöse" im Rahmen einer Strompreissenkung den Kunden zu Gute komme. Die heutigen Aussagen von Vorstandssprecher Hans Lukits würden verdeutlichen, wie schlimm die finanzielle Situation des Landes sei, so die grüne Klubobfrau Grete Krojer.

Die Bewag müsse nach dem Willen von Hans Niessl ihre Windparks an ausländische - vermutlich französische - Investoren verkaufen, erklärte Halper. Das sei "eine verantwortungslose Politik gegenüber dem Land, der Bevölkerung und der Bewag und ihrer Mitarbeiter." Es sei völlig unverständlich, dass sich die Bewag gerade von jenen Beteiligungen trenne, die seit Jahren hohe Gewinne erwirtschaften würden.

"Die Bewag hat mit den Geldern der burgenländischen Stromkunden Hunderte Millionen erwirtschaftet. Kenner meinen, dass die Bewag außerdem schon jetzt über Rücklagen im dreistelligen Millionenbereich verfügt", so FPÖ-Obmann Johann Tschürtz. Die FPÖ verlange daher, dass der Strompreis im Burgenland deutlich gesenkt werde: "Im Österreichvergleich liegen wir ohnehin im traurigen Spitzenfeld."

"Die Bewag trennt sich offensichtlich nicht aus unternehmerischen Überlegungen von ihren gewinnbringenden Beteiligungen, sondern weil das Land Geldmittel zum Stopfen von Budgetlöchern im Gesundheitsbereich braucht", kommentierte die grüne Klubobfrau Krojer die Verkaufspläne. Der Verkauf der Beteiligungen bringe dem Land Burgenland nur eine Einmalzahlung für die offensichtlich leeren Kassen, aber keine garantierte Verbesserung der Unternehmenssubstanz der Bewag. (APA)