Die europäischen Börsen mussten auch in der abgelaufenen Handelswoche wieder schwächere Kursnotierungen hinnehmen. Trotz weiter ansteigenden EUR/ USD-Wechselkurs (auf über 1,48) und Ölpreis (auf USD 99/Barrel) konnte der zuvor stark negative Trend etwas abgeschwächt werden. Gründe dafür waren in erster Linie, dass die Berichtsaison der Unternehmen zum dritten Quartal vorüber ist und damit weitere vermeintlich schlechte Nachrichten ausblieben, als auch der Börsefeiertag in den USA.

Die im DAX30 bestperformenden Aktien auf Wochensicht waren abermals die Deutsche Postbank und der Pharmakonzern Merck mit Kursteigerungen von über 10%. Da die Postbank als fast reine Retailbank erstens von der Subprimekrise verschont bleiben dürfte und zweitens in Deutschland über ein dichtes Filialnetz verfügt, gibt es Spekulationen über einen Verkauf. Post-Chef Klaus Zumwinkel meinte dazu, dass zwar kein Handlungsbedarf besteht, aber es in der Tat eine Reihe von Interessenten gäbe. Merck profitierte von einem generellen Stimmungsumschwung zugunsten von Pharmawerten als auch von der Zuversicht, dass sich die Flüssigkristallsparte besser entwickeln wird, als zuvor angenommen.

Mehrere interessante Nachrichten gab es vom Luftfahrtsektor. Trotz des hohen Ölpreises und Kursverlusten der Valoren konnten Easyjet und Air Berlin gute Zahlen vorlegen. Durch Kostensenkungen und der Expansion in Madrid und Mailand konnte Easyjet den Halbjahresnettogewinn um 34% auf GBP 165 Mio. (zuvor GBP 123 Mio.) steigern. Bei Air Berlin konnte im dritten Quartal ein um 7,2% erhöhter Umsatz (EUR 857 Mio.) und ein um 19% gesteigerter Nettogewinn von EUR 60,8 Mio. ausgewiesen werden. Die Investoren blieben jedoch aufgrund der Stagnation im operativen Geschäft EBIT (EUR 69,8 Mio.) und der Integrationskosten der Chartergesellschaft LTU skeptisch. Ein überraschend gutes operatives Geschäft konnte hingegen Air France-KLM vorweisen. Bei einem Umsatzplus von 6% steigerte die Airline das EBIT im Vergleich zum Vorjahresquartal um 27% auf EUR 725 Mio. Aufgrund der Tatsache dass der Verkauf von Flugzeugen in USDollar abgerechnet wird und der nicht endend wollenden USD-Schwäche, zeigte sich Airbus CEO Enders besorgt. Werkschließungen in Europa und die Auslagerung von Forschung- und Technologiezentren nach Asien wären eine wirkliche Option, die bald genützt werden könnte.

Weiter in Schwebe befinden sich die Übernahmen der Fluggesellschaften Alitalia und Iberia. Nachdem bei Alitalia in der ersten Verkaufsrunde schon alle möglichen Interessenten abgesprungen waren, scheinen bei dem erneuten Verkaufsversuch nur mehr Air France-KLM und Air One als mögliche Käufer über zu bleiben. Aeroflot und Lufthansa scheinen sich aufgrund der starken Gewerkschaften bei Alitalia mehr oder weniger abermals zurückgezogen zu haben. Obwohl eine Iberia aufgrund ihres starken Lateinamerikageschäfts aus strategischer Sicht ein idealer Übernahmekandidat für eine Britisch Airways oder Lufthansa wäre, sind auch hier die Verhandlungen aufgrund innerspanischen Widerstandes ins Stocken geraten. So hat die Sparkassengruppe Caja Madrid ihren Anteil der Iberia-Aktien auf 17% aufgestockt und ist nun größter Anteilseigner vor British Airways mit knapp 10%. Die irische Aer Lingus wehrt sich weiter gegen den Lokalkonkurrenten Ryanair. Nachdem eine Übernahme von den EU-Wettbewerbsbehörden untersagt wurde, sieht Aer Lingus durch den 29%-Anteil von Ryanair am Aer Lingus-Eigenkapital dennoch die Gefahr der Einflussnahme auf das operative Geschäft.

Indes könnte die Konsolidierung am deutschen Luftfahrtmarkt bald abgeschlossen sein. Nachdem Air Berlin durch die Komplettübernahme der Condor aus dem Lufthansa-Joint Venture und der LTU im Langstreckenbereich aufgerüstet hat, reagiert die Lufthansa mit Billigfluganbietern am Heimatmarkt. So dürfte sich nach Germanwings wohl auch bald die zum TUI Konzern gehörende Tuifly im Lufthansakonzern wiederfinden. Gespräche darüber gibt es bereits.

Aufgrund von Rezessionsängsten blickt derzeit alles auf die USA. In der nächsten Handelswoche rechnen wir in Europa mit einem Börseverlauf der durch Vorzeichen aus den USA gekennzeichnet sein wird. Die Berichtsaison zum 3. Quartal ist in Europa zu Ende und es stehen nur wenige Konjunkturdaten auf der Agenda - diese wären die Bekanntgabe des IFO-Index, der Arbeitslosenrate und des Konsumentenpreisindex. Wir erwarten deshalb volatile europäische Aktienmärkte.