London - McLaren-Mercedes hat in einem Schreiben an die FIA erhebliche Vorwürfe gegenüber Renault erhoben. Laut McLaren habe Renault von der technischen Information, die ein ehemaliger Mitarbeiter zu den Franzosen mitgenommen hatte, "einen klaren Nutzen und unfairen Vorteil" gezogen. Das Dokument, in dem McLaren Renault Industriespionage vorwirft, wurde am Freitag britischen Medien anonym zugespielt.

Renault muss sich am 6. Dezember in Monaco wegen des unerlaubten Besitzes von McLaren-Informationen einer Befragung durch die FIA unterziehen. Das ehemalige Weltmeister-Team hat bereits zugegeben, einige mittlerweile antike Floppy-Disketten mit Zeichnungen und technischen Informationen von McLaren zu besitzen. Die eigenen Autos seien aber ohne jegliche Verwendung von Daten der Konkurrenz gebaut worden. Dennoch hat Renault mittlerweile den ehemaligen McLaren- Ingenieur Phil Mackereth suspendiert.

Laut der neuen Anschuldigungen, die McLaren eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt hatte, seien allerdings 33 Dokumente mit vertraulichen McLaren-Daten vom März 2006 im September diesen Jahres auf einen Renault-Rechner überspielt worden. Die darin enthaltenen 780 Zeichnungen haben "den kompletten technischen Entwurf der McLaren -Autos von 2006 und 2007 skizziert", schrieb das englische Team an die FIA. Bis zu 18 Renault-Mitarbeiter hätten sich mit den Spionage- Daten befasst.

Der laufende Prozess könnte auch die Zukunft von Ex-Weltmeister Fernando Alonso beeinflussen, der eine Rückkehr zu seinem Ex-Team Renault anstrebt. McLaren war in der abgelaufenen Saison selbst wegen des Besitzes vertraulicher Ferrari-Informationen aus der Konstrukteurs-WM ausgeschlossen und zu einer Rekord-Geldstrafe von 100 Millionen US-Dollar (67,4 Mio. Euro) verdonnert worden. Ein umfangreiches Dossier mit Daten des Hauptkonkurrenten war bei McLaren -Chefdesigner Mike Coughlan sichergestellt worden. (APA/ag.)