Da fällt mir ein, dass ich als Kind "Hempd" statt "Hemd" geschrieben habe, weil mir das ebenso logisch erschien wie "Umfall" statt "Unfall". Wenn einer mit dem Fahrrad umkippte und sich dabei weh tat; wenn ein Rauschiger stürzte und sich verletzte; wenn ein Baum umfiel und ein Auto beschädigte, dann sagte man, das wäre ein "Unfall" gewesen. Aber das Fahrrad, der Rauschige und der Baum sind ja nicht "ungefallen", sondern "umgefallen", also waren das für mich "Umfälle". Leider stießen meine logischen Erklärungsversuche bei der Frau Lehrerin Heikerdinger – die ansonsten sehr nett war – auf taube Ohren, und sie malte neben jeden "Umfall" solange ein dickes, rotes Rufzeichen hin, bis ich halt auch "Unfall" schrieb, damit ich meine Ruhe hatte. Später, in der Knaben-Hauptschule in Vöcklabruck, bekam man für Vergehen dieser Art kein Rufzeichen mehr, sondern eine Watsche, was aber der Karriere dieser Lehrer, die nicht umsonst einer "schlagenden Verbindung" angehörten, keinen Abbruch tat.
An dieser Stelle machen wir einen Jump Cut (ist immer praktisch) in das kleine südafrikanische Dorf Umbogintwini, wo ich vor einigen Jahren Weihnachten verbrachte und im Ortsausschank einmal unvorsichtigerweise das Wort "skiing" fallen ließ. Jetzt erklären Sie Leuten, die in ihrem Leben noch nie eine Schneeflocke gesehen haben, was Schifahren ist. "A long piece of wood under your shoes ..." Hoffnungslos. Wir ließen es dann dabei bewenden, dass es ein merkwürdiges Land sein müsse, in dem sich Leute Bretter unter Schuhe schnallten, um damit Berge hinunter-zufahren. Womit die Umbogintwinianer ja nicht ganz Unrecht haben.