Die Krone fragt, ob man unsere Bundesheer-Soldaten überhaupt in die „grausame Hölle von Afrika“ schicken soll. Denn dort gäbe es „geköpfte Kinder, aufgeschlitzte Frauenleiber, Massenvergewaltigungen, eine unübersehbare Zahl an Regierungs- und Nichtregierungs-Milizen, die einander abschlachten“. Also, wenn man Soldaten schon auf eine Friedenssicherungsmission ins Ausland schickt, dann doch genau deswegen, oder? Es mag nettere Gegenden geben als den Tschad und die Grenzregion zur sudanesischen Provinz Darfur, aber internationale Schutztruppen sind ja genau für solche Einsätze gefordert und nicht zum Teetrinken mit dem lokalen Kamelzüchterverein.

Soldaten, nicht Pfadfinder

Verteidigungsminister Darabos hat das in einen ähnlichen Vergleich zu kleiden versucht, indem er sinngemäß sagte, es handle sich eben um Soldaten und nicht um Pfadfinder. Das klingt freilich fatal nach dem napoleonischen Diktum „Zum Erschießen sind sie da“, aber der Kern ist schon richtig.Wenn sich Österreich entschließt, dabei mitzuhelfen, dass die fürchterlichen Grausamkeiten an der Zivilbevölkerung in dieser gottverlassenen Weltgegend aufhören, dann muss man auch damit rechnen, dass geschossen wird und es Tote und Verwundete gibt.

In den letzten Tagen ist ein Streit ausgebrochen, wie die Analyse des Führungsstabs im Verteidigungsministerium nun zu interpretieren sei. Dort heißt es, der Tschad sei „politisch instabil“. Aber, so lautet nun die Interpretation durch Darabos, das beziehe sich auf die Grenze zu Darfur, wo arabische Reitermilizen einen Völkermord an der teils christlichen schwarzen Bevölkerung verüben. Die Österreicher sollten aber Flüchtlingslager weiter im Landesinneren schützen.

Risiko

Was selbstverständlich nicht ausschließt, dass marodierende Banden einmal einen Konvoi der UN überfallen, und auch Österreicher töten und verwunden. Ein Einsatz in sogenannten „failed states“ ohne zentrale Autorität, wo es vor Bewaffneten wimmelt, birgt dieses Risiko immer mit sich.

Österreichs Regierung hat sich entschlossen, einen nicht gar so kleinen Beitrag zum Schutz einer erbarmungswürdigen Zivilbevölkerung zu leisten und das ist gut so. Wir schicken Berufssoldaten, die sich freiwillig gemeldet haben.

Gefährlicher als im Kosovo

Der Einsatz ist gefährlicher als der im Kosovo und Bosnien, aber wir – die Regierung – hat sich entschlossen, ein weiteres Risiko auf sich zu nehmen, um sich als Teil einer solidarischen Wertegemeinschaft zu zeigen. Wahrscheinlich ist sogar eine „Was brauch’ ma des“-Mehrheit in der Bevölkerung dagegen. Aber manchmal ist Führungskraft gefragt und das ist so ein Fall. Wir könnten natürlich auch Trittbrettfahrer und unbeteiligte Nutznießer der Sicherheit sein, die uns UN und EU geben - und hätten dabei nicht einmal unmittelbare negative Konsequenzen zu fürchten. Aber irgendwann würde sich dieser Mangel an Solidarität rächen.

Österreich hat keine erkennbare wirtschaftliche Interessen im Tschad. Wir tun das aus humanitären Gründen und weil unsere Freunde in der Staatengemeinschaft uns darum gebeten haben. Wichtig ist, dass wir gut vorbereitet dorthin gehen. Dass es dort auf jeden Fall gefährlich ist, davon kann man ausgehen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe 24./25.11.2007)