"Von der Wurzel bis zur Blüte"
Idee, Konzept, Textauswahl, Rauminstallation, Kostüme, Performance von Hilde Fuchs
Vorstellungen: 25. und 26. November 2007 und 4. und 5. Dezember 2007, jeweils 19.30 Uhr, Volkstheater Empfangsraum
Der Empfangsraum ist jeweils vor und nach der Performance als Ausstellungsort geöffnet.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung (öge) und der Abteilung Geo-Information der Universität für Bodenkultur statt.

Foto: Volkstheater Empfangsraum

"Kahlschlag" ist ein brutales Wort. Dann wenn es eine totale Rodung eines Waldstücks meint und erst recht, wenn es zur Umschreibung dessen dient, was in der österreichischen Literaturlandschaft geschehen ist, nachdem tausende Schriftsteller in der Zeit des Nationalsozialismus exilieren mussten. Das "Lexikon der österreichischen Exilliteratur"* listet circa 1.200 der vor 1938 geflüchteten österreichischen Exilautoren mit biographischen Daten und einer Werkübersicht.

Keine Blüte mehr

Die Künstlerin Hilde Fuchs, die bereits 2005 und 2006 im Zusammenhang mit dem Thema Desertation und Widerstandskampf mit der symbolischen Übersetzung von Fragen des Nationalsozialismus gearbeitet hat (>>>"Völkische Stimmen" an Gedenk-Tafel"), will den Umfang dieses literarischen "Kahlschlag" mittels eines "Sprachwurzel-Labors" verdeutlichen. Neben bekannten Namen wird in dem Labor, das Fuchs im Empfangsraum des Volkstheaters, dem so genannten "Hitlerzimmer" einrichet, auch jenen Autoren symbolisch ein Ort zum "wachsen und gedeihen" eingeräumt, denen es im Exil nicht mehr gelang "von der Wurzel bis zur Blüte" zu reifen.

Die Verbindung zur Botanik entwickelt sich, aber auch über einen anderen Pfad: Auf der Website foodplants.at entsteht derzeit an der Universität für Bodenkultur die größte mehrsprachige internationale Datenbank für Nutzpflanzen. Die Basis dieser Datenbank ist ein Standardwerk der Botanik, das "Compendium der Pflanzen der Philippinen". Verfasst hat es eine Frau, die 1938 aus Österreich emigrieren musste: Mona Lisa Steiner. Über die "botanischen" Namen ergeben sich die metaphorischen Parallelen zum "Lexikon der österreichischen Exilliteratur": Rose Ausländer, Klara Blum, Stefan Zweig,...

In Hilde Fuchs "Pflanzenlabor" wird Mona Lisa Steiner zur Performancefigur, als Wissenschafterin, die sich um das Wachstum von etwa 1200 Pflanzen bemüht, die stellvertretend für einen Exilliteraten stehen. (Anne Katrin Feßler)

*"Lexikon der österreichischen Exilliteratur", von Siglinde Bolbecher und Konstantin Kaiser, Wien 2000.